HNO, Atemwege und Lunge


Erkrankungen der Atemwege

Asthma

Asthma (Bronchialasthma, Asthma bronchiale): Chronisch-entzündliche Erkrankung der Atemwege, die mit einer Überempfindlichkeit der Bronchien einhergeht. Dies führt über eine Verengung der Bronchien zu anfallsweise auftretender Atemnot. In vielen Fällen ist eine allergische Reaktionsbereitschaft an der Entstehung des Asthmas beteiligt.

Das klinische Bild reicht von gelegentlichen leichten Asthmaanfällen bis hin zu schweren Verläufen mit anhaltenden Atembeschwerden und lebensbedrohlichen Atemnotanfällen. Mit einer konsequenten Therapie und dem Meiden der Auslöser werden Häufigkeit und Schwere der Atemnotanfälle reduziert und Folgeschäden vermieden.

In Deutschland leiden knapp 5 Millionen Menschen an Asthma, etwa 7000 sterben jährlich an der Krankheit und seinen Folgeschäden. Bei der allergischen Form sind oft Kinder unter 10 Jahren betroffen.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Kurzatmigkeit
  • Atemnot mit typisch erschwerter, verlängerter Ausatmung und pfeifenden Nebengeräuschen (häufig nachts auftretend)
  • Unruhe, Angst, eventuell sogar Todesangst
  • Eventuell Sprechschwierigkeiten und bläuliche Verfärbung der Lippen
  • Bevorzugung einer aufrechten Sitzhaltung mit vornüber geneigtem Oberkörper und aufgestützten Armen.

Wann zum Arzt

Innerhalb der nächsten Tage, wenn

  • immer wieder Atemprobleme oder krampfartige Hustenattacken auftreten, für die es keine Erklärung (z. B. Atemwegsinfekt) zu geben scheint.
  • Zahl oder Schwere der Asthmaanfälle zunehmen.

Sofort den Notarzt rufen, wenn

  • erstmals ein Atemnotanfall auftritt.
  • bei bekanntem Asthma im Atemnotanfall die Notfallmedikamente nicht mehr wirken
  • der Atemnotfall mit ausgeprägter Erstickungsangst oder anderen besorgniserregenden Symptomen (z. B. verminderte Ansprechbarkeit, starke Erschöpfung, Bewusstseinstrübung) einhergeht.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung und Klinik

Ausgangspunkt ist eine anhaltende Entzündung oder eine allergische Reaktion der Bronchialschleimhaut. Die Bronchialwand ist überempfindlich (bronchiale Hyperreagibilität) gegen eine Vielzahl von Reizen: Die Konfrontation mit diesen Reizen führt zu einem Asthmaanfall. Eine heftige Abwehrreaktion bewirkt ein Anschwellen der Bronchialschleimhaut, die zähen Schleim absondert, der nur schwer abtransportiert wird.

Gleichzeitig verkrampft sich die Muskulatur der Bronchien (Bronchospasmus). Durch diese Verengung der Bronchien (Atemwegsobstruktion) kann die eingeatmete Luft nicht mehr ungehindert ausgeatmet werden. Die Einatmung ist ebenfalls behindert, aber ein viel größeres Problem ist die nicht funktionierende Ausatmung. Die verbrauchte Luft staut sich in der Lunge und die Sauerstoffzufuhr reicht nicht mehr aus. Die Lunge ist überbläht, und der Betroffene kann kaum mehr atmen.

Ein Asthmaanfall entwickelt sich oft innerhalb weniger Minuten und wird meist durch Kurzatmigkeit und trockenen Husten eingeleitet. Die Ausatmung ist verlängert und erschwert, typischerweise sind ein Giemen ("Pfeifen") und Brummen zu hören. Der Betroffene setzt sich instinktiv aufrecht hin, lehnt sich nach vorn und stützt sich mit den Armen seitlich ab (Kutschersitz). Das dient der Unterstützung der Atmung: der Arzt spricht vom Einsatz der Atemhilfsmuskulatur. Dabei handelt es sich um bewusst zur Atmung einsetzbare Muskeln, vor allem Brust-, Hals- und Bauchmuskeln. Mit der Atemnot gehen oft ein Beklemmungsgefühl im Brustkorb ("eiserne Faust") sowie Unruhe und Erstickungsangst einher – was die Atemnot weiter verstärkt.

Im schweren Asthmaanfall kommt es zur Unterversorgung des Organismus mit Sauerstoff (Hypoxämie) und es besteht Lebensgefahr. Erkennbar ist dies daran, dass der Betroffene einen stark erschöpften und verwirrten Eindruck macht. Er hat einen rasenden Puls bei gleichzeitig schwachen Atemgeräuschen.

Hinweis: Wichtig ist, die Warnsignale eines sich anbahnenden Asthmaanfalls zu erkennen:

  • Müdigkeit und Schwäche
  • Eine beginnende Erkältung
  • Die Beschwerden, wie z. B. Husten, nehmen in der Nacht zu
  • Die Medikamente wirken schlechter
  • Manchmal auch psychische Erregung
  • Der Peakflow-Meter schwankt mehrere Tage stark bzw. liegt bei Werten unter 80 % des persönlichen Bestwertes.

Asthma ist nicht gleich Asthma

Man unterscheidet zwei Hauptgruppen des Asthmas…

  • Exogen-allergisches Asthma (extrinsic Asthma), dem eine Fehlsteuerung des Immunsystems zugrunde liegt. Hier wird eine Abwehrreaktion gegen eigentlich harmlose Substanzen der Umwelt wie Blütenpollen, Nahrungsmittel oder Tierhaare in Gang gesetzt. Sie tritt oft gemeinsam mit Heuschnupfen und Neurodermitis meist zwischen dem 3. und 10. Lebensjahr auf.
  • Nicht allergisches Asthma (intrinsic Asthma), welches sich meist nach einem Atemwegsinfekt entwickelt. Danach lösen eine Reihe nicht-allergischer Faktoren einen Asthmaanfall aus, etwa körperliche Anstrengung, kalte oder warm-feuchte Luft, Stress, Weinen oder atemwegsreizende Substanzen (Tabakrauch, Ozon, Duftstoffe oder Lösungsmittel). Nicht-allergisches Asthma tritt bevorzugt bei Über-40-Jährigen auf.

… mit vielen klinischen Manifestationen und Formen:

  • Mixed Asthma. Die Zweiteilung zwischen ex- und intrinsischem Asthma trifft nur auf einen Teil der Patienten zu, faktisch überwiegen Mischformen, die unter der Bezeichnung gemischtförmiges Asthma (mixed asthma) zusammengefasst werden. So reagieren Patienten mit exogen-allergischem Asthma sehr häufig auch auf nicht-allergische Reize – vor allem auf Zigarettenrauch, Düfte, körperliche Belastung oder psychische Stresssituationen. Darüber hinaus verändert sich ein allergisches Asthma im mittleren Lebensalter oft zu einer nicht-allergischen Form. Auf der anderen Seite handelt es sich bei Kleinkindern und Säuglingen häufig um ein infektgetriggertes Asthma. Erst später kann eine allergische Komponente hinzutreten oder in den Vordergrund rücken.
  • Anstrengungsasthma. Zu Anstrengungsasthma kommt es typischerweise nach körperlicher Anstrengung wie Kaltsportarten (z. B. Skilanglauf) oder Sportarten mit häufigen Belastungsspitzen (wie Fußball). Es tritt sowohl im Rahmen des exogen-allergischen oder nicht allergischen Asthmas als auch isoliert auf.
  • Medikamenteninduziertes Asthma. Auch Medikamente aus der Gruppe der Cyclooxygenase-Hemmer (z. B. Acetylsalicylsäure) und bestimmte Beta-Blocker können bei manchen Menschen einen Asthmaanfall verursachen oder ein bestehendes Asthma verschlimmern.
  • Berufsbedingtes Asthma. Laut Schätzungen entwickeln ~10 % der erwachsenen Asthmatiker ihre Erkrankung am Arbeitsplatz. Für ein berufsbedingtes Asthma spricht, wenn sich die Asthmasymptome an arbeitsfreien Tagen bessern. In diesem Fall lässt sich ein Arbeitsplatzwechsel meist nicht umgehen.
  • Weitere Sonderformen. Gelegentlich kann zudem ein Rückfluss von Magensäure (Refluxkrankheit) oder eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung, in sehr seltenen Fällen auch ein Befall mit Parasiten (z. B. Echinokokken) Asthma auslösen.

Risikofaktoren

  • Das exogen-allergische Asthma wird begünstigt durch eine positive Familienanamnese (Vater oder Mutter haben auch Asthma), Untergewicht bei der Geburt und frühes Abstillen, Vorerkrankungen wie Neurodermitis oder Ekzeme, Rauchen der Eltern, übertriebene Hygiene und Allergene in der Umwelt wie Hausstaubmilbenkot, Schimmelpilzsporen und Tierhaare.
  • Rauchen, auch Passivrauchen sowie die Einnahme bestimmter Medikamente – wie etwa die beliebten NSAR-Schmerzmittel, zu denen die Acetylsalicylsäure zählt, sowie Betablocker, sind Risikofaktor für alle Formen des Asthmas.

Komplikationen

Status asthmaticus. Diese schwerste Form eines Asthmaanfalls hält besonders lang an oder kehrt in kurzer Folge wieder. Er ist immer ein Notfall: Der Patient muss häufig intubiert und künstlich beatmet werden.

Nahezu alle Asthmatiker, die an ihrer Erkrankung sterben, ersticken im Status asthmaticus.

Diagnosesicherung

Im akuten Asthmaanfall stellt der Arzt die Diagnose meist schon anhand der typischen Haltung und der pfeifenden Atmung des Patienten. Die körperliche Untersuchung zeigt den Schweregrad. Beim Abklopfen fällt ein heller (hypersonorer) Klopfschall (klingt ähnlich, als würde man auf eine hohle Schachtel klopfen) infolge der Lungenblähung auf. Der Arzt hört bei der Auskultation (Abhören) der Lunge neben giemenden bzw. pfeifenden Atemnebengeräuschen eine verlängerte Ausatmung. Je weniger Atemgeräusche zu hören sind, desto kritischer ist die Situation ("stille Lunge"). Ferner dienen die Atemfrequenz und die Blutgasanalyse zur Einschätzung der Situation.

Zum Ausschluss eines Pneumothorax, einer Lungenentzündung und anderer Lungenerkrankungen wird evtl. eine Röntgenaufnahme der Lunge angefertigt. Im EKG lassen sich möglicherweise Zeichen einer Rechtsherzbelastung nachweisen.

In beschwerdefreien Zeiten stützt sich die Diagnostik bei Verdacht auf Asthma auf 4 Pfeiler:

  • Anamnese
  • Körperliche Untersuchung
  • Prüfung der Lungenfunktion, z. B. mittels Spirometrie
  • Ausschluss anderer Erkrankungen.

Lässt sich eine Verengung der Bronchien auf diesem Weg nicht nachweisen, wird ein inhalativer Provokationstest durchgeführt. Dazu wird beispielsweise ein rasch wirksames Beta-2-Sympathomimetikum verabreicht und nach 15–30 Minuten nach der Inhalation deren Auswirkung auf die Lungenfunktion untersucht. Weitere Funktions-, Labor- und bildgebende Untersuchungen geben Aufschluss über mögliche Begleiterkrankungen, insbesondere über Allergien.

Behandlung

Der Arzt folgt bei der Asthmatherapie 3 Zielen:

  • Auslöser meiden
  • Asthmaanfälle durch für den Anfall bereitgehaltene Medikamente abmildern und rasch beenden
  • Asthmaanfälle durch eine Dauermedikation erst gar nicht auftreten zu lassen oder ihre Anfälle zu reduzieren.

Meiden von anfallsauslösenden Reizen

Allergenkarenz, also den Kontakt mit den individuellen Allergenen zu vermeiden, ist beim exogen-allergischen Asthma oberstes Gebot. Ist dies nicht möglich, kann versucht werden, die Menge der Allergieauslöser so weit wie möglich zu verringern, z. B. durch Sanierung der Wohnräume des Patienten. Bei bestimmten identifizierten Allergenen (vor allem Pollen, Insektengift, Hausstaubmilben) bietet sich auch eine Hyposensibilisierung an. Da Infekte ebenfalls Asthmaanfälle provozieren, sind Schutzimpfungen gegen Grippe und Pneumokokken sinnvoll.

Bedarfsmedikation

Jeder Asthmatiker erhält ein oder mehrere Bedarfsmedikamente, damit er sich selbst helfen kann, wenn Atemnot auftritt: Eine kleine Spraydose mit einem Mittel, das die Verkrampfung der Bronchialmuskulatur löst und die Atemwege wieder erweitert, einen (kurz wirksamen) Bronchodilatator. Geeignet sind kurz wirksame Beta-2-Sympathomimetika wie Salbutamol. Da dieses Medikament nicht regelmäßig eingenommen, sondern nur bei Bedarf angewendet wird, bezeichnet man es als Bedarfsmedikation.

Dauermedikation

Treten mehr als einmal wöchentlich Probleme mit der Atmung auf, die den Einsatz einer Bedarfsmedikation notwendig machen, wird mit der Dauereinnahme eines Entzündungshemmers begonnen. Am wichtigsten ist Kortison, das die Schwellung und Schleimbildung in den Atemwegen zurückgehen lässt. Eine regelmäßige Einnahme der Medikamente wird die Lungenfunktion in der Regel langfristig deutlich verbessern. Verlaufskontrollen sind individuell je nach Schweregrad festzulegen, z. B. alle 3 Monate. Dabei werden Symptome, Lungenfunktion und Therapietreue regelmäßig durch den Arzt überprüft. Falls erforderlich, wird die Medikation angepasst.

Asthma kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein und es kann erforderlich werden, die Behandlung im Lauf der Zeit an den Krankheitsverlauf anzupassen. Es muss immer individuell und mit unterschiedlichen Medikamenten behandelt werden.

Dafür wurde ein Stufenplan entwickelt, der 5 verschiedene Stufen unterscheidet mit entsprechenden Vorgaben für die Medikamente und deren Dosierungen. Ziel ist, mit so wenigen Medikamenten wie möglich die Anfallsfreiheit zu garantieren. Eine optimal eingestellte Asthmatherapie verhindert Atemnotanfälle idealerweise vollständig und ermöglicht dem Patienten, den Aktivitäten seines täglichen Lebens unbeeinträchtigt nachzugehen.

Stufenschema zur Langzeitmedikation. Die Medikation Erwachsener orientiert sich am Stufenschema zur Langzeittherapie des Asthmas bei Erwachsenen nach den Empfehlungen der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft und der Global Initiative for Asthma (GINA):

Stufe 1 (gelegentlich auftretendes Asthma, Beschwerden maximal ein- bis zweimal pro Woche):

  • Bedarfstherapie: inhalatives, rasch wirkendes Beta-2-Sympathomimetikum, evtl. niedrig dosiertes inhalatives Kortison
  • Dauermedikation: keine.

Stufe 2 (leichtes anhaltendes Asthma, Symptome mehrmals pro Woche):

  • Bedarfstherapie: Inhalatives, kurz wirksames Beta-2-Sympathomimetikum
  • Dauermedikation: niedrig dosiertes inhalatives Kortikosteroid
  • Zusätzliche Alternativen bei Kinder: Cromone, Leukotrienanatogonisten.

Stufe 3 (mittelschweres Asthma, Beschwerden treten trotz regelmäßiger Glucocorticoid-Einnahme):

  • Bedarfstherapie: Inhalatives, kurz wirksames Beta-2-Sympathomimetikum
  • Dauermedikation: Inhalatives Kortikosteroid in niedriger bis mittlerer Dosierung und/oder inhalatives, lang wirksames Beta-2-Sympathomimetikum
  • Als Alternative oder in Einzelfällen zusätzlich: Leukotrienantagonisten, Retardierte orale Beta-2-Sympathomimetika oder Dosissteigerung des inhalativen Kortikosteroid.

Stufe 4 (schweres Asthma, permanente Beschwerden trotz regelmäßiger Medikamenteneinnahme gemäß Stufe 3):

  • Deutliche Einschränkungen der körperlichen Aktivität
  • Bedarfsmedikation: Inhalatives, kurz wirksames Beta-2-Sympathomimetikum
  • Dauermedikation: Inhalatives Kortikosteroid in hoher Dosierung und/oder inhalatives, lang wirksames Beta-2-Sympathomimetikum
  • Zusätzliche Optionen: Retardiertes Theophyllin, systemische Kortikosteroide, Leukotrienantagonisten, Omalizumab.

Stufe 5 (sehr schweres Asthma, permanente Beschwerden trotz Behandlung gemäß Stufe 4):

  • Bedarfsmedikation: Inhalatives, kurz wirksames Beta-2-Sympathomimetikum
  • Dauermedikation: Inhalatives Kortikosteroid in hoher Dosierung und/oder inhalatives, lang wirksames Beta-2-Sympathomimetikum, zusätzlich: Einnahme von Kortison in Tablettenform.

Alle wichtigen Asthma-Medikamente im Überblick

In den 5 Stufen werden die folgende Medikamentengruppen eingesetzt und z. T. miteinander kombiniert:

Beta-2-Sympathomimetika. Kurz wirksame Beta-2-Sympathomimetika wie Salbutamol, Fenoterol, Reproterol oder Terbutalin sind Bronchodilatatoren, lösen also die Verengung der Atemwege. Sie wirken nach der Inhalation einige Stunden lang. Lang wirksame Beta-2-Sympathomimetika dagegen wirken mehr als 12 Stunden. Zu ihnen zählen Formoterol und Salmeterol. Ihre Haupteinsatzgebiete sind nächtliche Asthmaanfälle oder die Zusatztherapie bei schwerem Asthma. Beta-2-Mimetika sind in normaler Dosis meist gut verträglich. Als Nebenwirkung – vor allem bei höherer Dosierung – kann es zur Beschleunigung des Herzrhythmus und schlimmstenfalls zu Herzrhythmusstörungen kommen.

Anticholinergika. Auch sogenannte Anticholinergika zählen zu den Bronchodilatatoren, erweitern also die Bronchien. Unterschieden werden langwirksame Mittel wie Tiotropiumbromid von kurzwirksamen wie Oxitropiumbromid. Ihre Wirkung ist deutlich schwächer als die der Beta-2-Sympathomimetika, sie können jedoch gut mit ihnen kombiniert werden, wodurch sich deren Dosis verringert. Ihre Nebenwirkungen sind gering, mitunter treten Mundtrockenheit, Kopfschmerzen und Übelkeit auf.

Glukokortikoide ("Kortison"). Kortison wird in der Asthmatherapie vor allem inhalativ eingesetzt, in schweren Fällen auch in Tablettenform. Inhalatives Kortison entfaltet seine Wirkung fast nur in den Atemwegen. Eingesetzte Wirkstoff sind z. B. Beclometasondipropionat, Budesonid, Flunisolid oder Fluticason.

  • Als Nebenwirkung können Pilzbefall des Mund-Rachenraums und Heiserkeit auftreten. Durch konsequentes Mundspülen nach dem Inhalieren und Verwendung von Inhalationshilfen (Spacer) lassen sich diese Risiken jedoch minimieren.
  • Kortison in Tablettenform kommt zum Einsatz, wenn Kortison als Spray nicht ausreicht. Wenn möglich, bleibt es bei einer "Stoßtherapie" über mehrere Tage, die nach einem schweren Anfall gestartet und deren Dosis sofort wieder von Tag zu Tag verringert wird.
  • Nur bei schwerem Verlauf ist eine monatelange Einnahme unumgänglich.

Mastzellstabilisatoren. Mastzellstabilisatoren wie Cromoglicinsäure oder Nedocromil sind nebenwirkungsarme entzündungshemmende Medikamente, die in Tablettenform eingenommen werden. Ihre Wirkung ist nicht sehr stark, sie können aber andere Medikamente einsparen helfen. Sie werden vorwiegend bei leichtem und exogen-allergischem Asthma angewendet. Zu den Nebenwirkungen zählen Kopfschmerzen, Schwindel, gastrointestinale Beschwerden oder Husten.

Antileukotriene. Antileukotriene, auch Leukotrienantagonisten genannt, werden als Tabletten eingenommen. Als Wirkstoff bei Asthma zugelassen ist Montelukast. Montelukast hat sich u. a. bei exogen-allergischem Asthma sowie zur Vorbeugung von Anstrengungsasthma bewährt. Es wird in der Regel gut vertragen, allerdings spricht nur jeder zweite Asthmapatient auf dieses neuartige Medikament an.

Methylxanthine. Aus dieser Medikamentengruppe wird in der Regel der Wirkstoff Theophyllin eingesetzt, meist in Tablettenform. Theophyllin wirkt entzündungshemmend, erweitern die Bronchien und steigern den Atemantrieb. Weil Nebenwirkungen wie Krampfanfälle und Herzrhythmusstörungen drohen, wird Theophyllin nur noch zurückhaltend eingesetzt. Vor allem ältere Menschen vertragen Theophyllin oft schlecht

Applikationsarten für Asthmamedikamente

Inhalationstherapie. Die Inhalation von Medikamenten ist unverzichtbarer Teil der Asthmatherapie. Denn bei der Inhalation gelangen die Wirkstoffe über das Einatmen des Aerosols, also des Gases mit den darin gelösten Schwebstoffen, sofort in die Lunge und können dort direkt ihre Wirkung entfalten.

Zugleich wird der übrige Organismus kaum belastet, da nur kleine Mengen der Wirkstoffe in die Blutbahn gelangen. Die Gefahr, dass es etwa bei Anwendung von inhalierbarem Kortison zu den ganzen Körper betreffenden unerwünschten Wirkungen kommt, ist also gering.

Die Inhalation des Aerosols bedarf einer gewissen Übung, da andernfalls lediglich der Mund- und Rachenbereich mit dem Medikament benetzt wird. Die besten Therapieerfolge werden erzielt, wenn konsequent auch in anfallsfreien Perioden inhaliert und die Technik des Inhalierens fehlerfrei beherrscht wird. Hierfür empfiehlt sich die Teilnahme an einer Asthmaschulung.

Die richtige Inhalationstechnik hängt vom verwendeten Präparate-Typ ab. Es gibt Dosieraerosole und Pulverinhalatoren:

  • Dosieraerosole. Bei Dosieraerosolen ist der Wirkstoff in einem Treibgas gelöst. Erfolgt die Freisetzung des Aerosols mit der Hand, muss gleichzeitig mit der Auslösung des Sprühstoßes tief eingeatmet werden, sonst verpufft der feine Nebel in der Luft. Bei atemzugsgesteuerten Systemen löst die Einatmung den Sprühstoß aus – das separate Auslösen per Hand entfällt.
  • Pulverinhalatoren. Bei einem Pulverinhalator wird der Wirkstoff als fein gemahlenes Pulver und ohne zusätzliche Treibmittel freigesetzt (sogenannte Trockeninhalation). Das Medikament wird mithilfe des eigenen Atemzugs inhaliert. Damit muss die Auslösung des Sprühstoßes mit der Atmung nicht mehr koordiniert werden. Pulverinhalatoren sind in der Anwendung leichter als Dosieraerosole. Es gibt nicht auffüllbare Einzeldosissysteme und Pulverinhalatoren, die mehrmals aufgefüllt werden können.

Spacer. Als zusätzliche Inhalationshilfe für die Anwendung von Sprays kann ein Spacer verwendet werden. Das ist eine röhrenförmige Plastikkammer, die dem Mundstück des Asthmasprays aufgesetzt wird und das Aerosol aufnimmt, bevor es dann vom Sprühstoß unabhängig eingeatmet werden kann. Spacer erleichtern die korrekte Anwendung von Sprays besonders für Kinder und ältere Menschen, denen die gleichzeitige Koordination der tiefen Einatmung mit dem ausgelösten Sprühstoß oft schwerfällt.

Weitere Maßnahmen

Peakflow-Messung. Die Messung des Peakflows (Atemspitzenstoß, peak expiratory flow, PEF) mit dem Peakflow-Meter ist für die Therapiesteuerung des Asthmas unverzichtbar. Wertvoll für den Arzt und den Betroffenen ist vor allem die Verlaufsbeobachtung, d. h., wie sich die Messwerte im Laufe eines Tages oder unter Einfluss bestimmter Medikamente ändern. So lässt sich eine Verschlechterung der Atmung schon dann erkennen, wenn noch keine körperlichen Symptome wahrgenommen werden. Der Peakflow-Wert hängt nicht nur vom Schweregrad der Erkrankung, sondern auch vom Alter, vom Geschlecht und von der Körpergröße ab. Deshalb wird zunächst an mehreren "guten" Tagen ein persönlicher Bestwert bestimmt, der dann als 100-%-Vergleichsgröße für alle weiteren Messungen dient.

Prognose

Für Patienten mit mäßig häufigen Asthmaanfällen ist die Prognose gut. Gleiches gilt für Kinder. Bei ihnen verschwinden die Krankheitszeichen in der Pubertät oft vollständig, die Überempfindlichkeit der Atemwege bleibt allerdings ein Leben lang bestehen.

Ansonsten hängt die Langzeitprognose davon ab, ob Schädigungen an Lunge oder Herz vermieden werden können. Die Aussichten sind gut, wenn die medikamentöse Dauertherapie dem jeweiligen Bedarf angepasst ist und konsequent durchgeführt wird.

Ihr Apotheker empfiehlt

Mit dem richtigen Wissen über Ihre Krankheit und dem festen Willen, sich von Ihrem Asthma nicht unterkriegen zu lassen, können Sie Ihre Lebensqualität entscheidend verbessern.

Was Sie selbst tun können

Asthmaschulung. Im Rahmen einer Asthmaschulung lernen Sie Ihre Erkrankung im täglichen Leben und auch in Krisensituationen eigenverantwortlich zu meistern. Schwerpunkte sind der Umgang mit Ihren Medikamenten und die Maßnahmen zur Selbstkontrolle.

Dazu gehören z. B. die regelmäßigen Messungen mit dem Peakflow-Meter, die Einübung von Entspannungs- und Atemübungen sowie bestimmte Körperhaltungen und Atemtechniken, um die Atmung während eines Asthmaanfalls zu erleichtern:

  • Kutschersitz: Hierbei setzen Sie sich leicht nach vorn gebeugt auf einen Stuhl. Mit den Unterarmen bzw. mit den Ellenbogen stützen Sie Ihren Oberkörper auf den leicht gespreizten Oberschenkeln ab.
  • Torwartstellung: Sie stehen mit leicht gespreizten Beinen, beugen sich leicht nach vorn und stützen sich mit den Händen auf die Oberschenkel.
  • Lippenbremse: Sie atmen langsam und dosiert gegen den Widerstand Ihrer gespitzten und locker aufeinanderliegenden Lippen aus. Auf diese Weise entsteht bei der Ausatmung eine leichte (Luft-)Druckerhöhung in der Mundhöhle. Dieser erhöhte Druck setzt sich bis in die kleinsten Bronchiolen hinein fort, sodass diese nun nicht mehr zusammenfallen können und mehr Luft ausgeatmet werden kann. Auch langsames Einatmen mit nachfolgendem Luftanhalten kann helfen.

Therapieplan. Bitten Sie Ihren behandelnden Arzt um einen schriftlichen Therapieplan, der Besonderheiten Ihrer persönlichen Lebenssituation berücksichtig wie Urlaub und Sport und auch Vorgaben für Ausnahme- und Notsituationen enthält.

Jeden neuen Arzt vom Asthma in Kenntnis setzen. Da einige Arzneimittel Asthmaanfälle auslösen können, ist es wichtig, bei jedem neuen Arztkontakt auf die Asthmaerkrankung hinzuweisen. Dazu gehören z. B. Acetylsalicylsäure, andere NSAR (nichtsteroidale Antiphlogistika) oder Beta-Blocker (auch Augentropfen, z. B. für die Behandlung des Grünen Stars), die bei Asthmatikern eine Verengung der Bronchien bewirken. Gleiches gilt für einige naturheilkundliche Präparate wie z. B. Gelee royale und Echinacea.

Sparen Sie nicht mit Medikamenten! Leider vernachlässigen viele Patienten ihre Dauertherapie, wenn sie sich beschwerdefrei fühlen. Dahinter steht oft eine gute Absicht, nämlich Medikamente zu sparen. Was bei Schmerzmitteln sinnvoll ist, ist beim Asthma gefährlich: Denn durch Medikamentenpausen verringern Sie die Chance, nicht mehr rückgängig zu machenden Strukturveränderungen der Bronchien abzuwenden.

Angst bewältigen. Die Angst, im Asthmaanfall zu ersticken, begleitet den Betroffenen ein Leben lang. Mit dieser Bedrohung zurechtzukommen und trotzdem offen für die Freuden des Lebens zu bleiben gehört zu den Herausforderungen der Erkrankung. Viele Asthmapatienten profitieren von dem Erlernen einer Entspannungsmethode. Empfohlen werden vor allem Autogenes Training, Qigong, Yoga, Progressive Muskelentspannung und Meditation. Wenn die Ängste dennoch übermächtig werden und einen normalen Tagesablauf unmöglich machen, sollte eine Psychotherapie in Erwägung gezogen werden.

Häusliche Umgebung sanieren. Davon profitieren Sie vor allem, wenn Sie ein exogen-allergisches Asthma haben und gegen Hausstaubmilben allergisch sind. Wichtigstes Milbenreservoir ist das Bett mit seinem feuchtwarmen Klima und den vorhandenen Hautschuppen. Daher sollten Sie Schaumstoff- oder Latexmatratzen mit speziellen "allergendichten" Überzügen, waschbare Kopfkissen und Bettdecken, ebenfalls mit speziellen Bezügen zum "Einschließen" (Encasing) der Milben, verwenden. Unerlässlich ist, dass Sie das Bettzeug morgens so weit wie möglich zurückschlagen, damit die Matratze über Tag austrocknen kann, denn sie nimmt pro Nacht rund 500 ml Wasser auf. Entsprechend gehören Tagesdecken für Allergiker in die Altkleidersammlung. Weitere Maßnahmen gegen Hausstaubmilben sind:

  • Möglichst wenige Staub-Lagerplätze in der Wohnung (z. B. Gardinen oder große Pflanzen mit vielen kleinen Blättern)
  • Niedrige Luftfeuchtigkeit in der Wohnung (unter 50 %, am besten ca. 40 %), regelmäßiges Stoßlüften mehrfach täglich vor allem in Neubauwohnungen
  • Staubsauger mit Mikrofilter
  • Bei Kindern: Waschen von Stofftieren einmal monatlich in der Waschmaschine (möglichst bei 60 °C), Trocknen im Trockner; alternativ einen Tag lang in die Tiefkühltruhe.

Nicht immer eine gute Idee: Teppichböden rausschmeißen. Diese Maßnahme ist populär und folgt dem Trend zu geschlossenen Böden wie Laminat, macht aber wissenschaftlich gesehen wenig Sinn: Untersuchungen zeigen, dass Allergene in den Teppichbodenschlingen festhängen (bis der Staubsauger sie schluckt), während sie auf Laminat, Steinböden oder Parkett durch Zugluft immer wieder aufgewirbelt werden. Diese Maßnahme ist also nur sinnvoll, wenn der neue Boden häufig gewischt wird, da Staub und Milbenkot sonst noch mehr als vorher aufgewirbelt werden.

Sport. Untersuchungen haben ergeben, dass ein guter Trainingszustand sich günstig auf den Verlauf der Asthmaerkrankung und sogar auf Anstrengungsasthma auswirkt. Regelmäßige körperliche Aktivität verbessert bei jedem Menschen die Lungenfunktion, und so steigt auch bei einem Asthmakranken die Reizschwelle für die Auslösung eines Asthmaanfalls.

Besonders günstig sind dynamische Sportarten, mit denen zugleich die Ausdauer trainiert werden kann, wie etwa Schwimmen (in chlorarmem Wasser), Segeln, Tanzen, Rudern, Radfahren, Nordic Walking oder Jogging.

Disziplinen, die plötzlich starke Kraftanstrengungen oder vermehrte Pressatmung erfordern, sind dagegen für Asthmatiker nicht empfehlenswert. Dazu gehören z. B. Fußball, Krafttraining oder Leichtathletik. In Lungensportgruppen können Asthmatiker unter Anleitung eines speziell ausgebildeten Übungsleiters und unter ärztlicher Aufsicht Sport treiben.

Hinweis: Banal, aber wichtig: Asthmasprays und ggf. Allergiepass beim Sport nicht vergessen!

Mit dem Rauchen aufhören. Rauchen und Asthma sind nicht miteinander vereinbar. Gelingt es nicht, das Rauchen ohne therapeutische Hilfe aufzugeben, ist die Teilnahme an einem Rauchentwöhnungsprogramm sinnvoll.

Auch Passivrauchen ist gefährlich. Deshalb sollten verqualmte Räumlichkeiten gemieden werden, und der Asthmapatient muss darum bitten, dass in seiner Gegenwart nicht geraucht wird.

Hinweis: Falls in Ihrem Haushalt andere Familienmitglieder rauchen, bitten Sie diese eindringlich, dieses ausnahmslos abzustellen. Auch das Rauchen auf dem Balkon bei geöffneter Fenstertür kann bei Ihnen einen Asthmaanfall auslösen.

Disease-Management-Programme. Erkundigen Sie sich bei Ihrer Krankenkasse nach der Teilnahme an einem Disease-Management-Programm (DMP), auch Chronikerprogramm genannt. Diese strukturierten Behandlungsprogramme helfen dabei, dass Sie medizinisch regelmäßig und auf dem aktuellen Stand des Wissens versorgt werden. Im Programm integriert sind regelmäßige Arzttermine mit Beratungsgesprächen und Untersuchungen sowie die Vermittlung von Hintergrundinformationen zum Beispiel durch Schulungen. Übrigens: Auch die Ärzte, die DMP anbieten, müssen sich regelmäßig intensiv zu Ihrer Krankheit schulen lassen.

Prävention

Mütter mit Asthma sollten stillen. Dadurch senken sie das Risiko, dass ihre Kinder später selbst an Asthma erkranken. Denn eine aktuelle Studie ergab, dass Babys, die gestillt werden, später eine bessere Lungenfunktion haben. Sie können freier atmen und besitzen eine größere Lunge als Flaschenbabys. Das Saugen an der Brust ist anstrengender und verlangt eine spezielle Atemtechnik, die das Lungenwachstum stimuliert. Je länger die Kinder gestillt werden, desto besser ist die Lungenfunktion. In der Muttermilch stecken zusätzlich Abwehrstoffe.

Komplementärmedizin

Phytotherapie. Bewährt gaben sich Extrakte aus getrocknetem Efeu (Hedera helix), Thymian (Thymus vulgaris), Pestwurz (Petasites hybridus) und Spitzwegerich (Plantago lanceolata). Alle haben eine bronchienerweiternde und schleimlösende Wirkung

Die genannten Heilpflanzen sind rezeptfrei als Fertigarzneien eingesetzt und erhältlich, sollten jedoch erst nach Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden, da Allergiegefahr besteht.

Klimatherapie. Viele Menschen mit Asthma empfinden Seeklima als wohltuend. Das Reizklima der Nordsee ist stärker als das an der Ostsee, denn durch den stärkeren Wellengang gelangen entzündungshemmende Salzwasserpartikel als Aerosol vermehrt in die Atemwege und lindern die Beschwerden.

Weiterführende Informationen

  • www.awmf.org – Nationale Versorgungs-Leitlinie Asthma
  • www.akdae.de – Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: Empfehlungen zur Therapie des Asthma bronchiale im Erwachsenenalter
  • www.atemwegsliga.de – Website der Deutschen Atemwegsliga e. V., Bad Lippspringe: Unter anderem Downloads zu Spezialfragen wie Schwangerschaft, Reisen oder Asthma bei Kindern.
  • www.patientenliga-atemweg.de – Website der Patientenliga Atemwegserkrankungen e. V., Dienheim: Ausführliche Informationen zum Thema Lungensport sowie Broschüren zum Herunterladen, z. B. zu den Themen Selbsthilfe und (alternative) Behandlungsmöglichkeiten des Asthmas.
  • www.lungensport.org – Website der Arbeitsgemeinschaft Lungensport in Deutschland e. V., Oppenheim: Bietet u. a. ein Adressenverzeichnis der regional organisierten Lungensportgruppen.

Bronchiektasen

Bronchiektas[i]en: Irreversible Erweiterung und Aussackung von Bronchien, meist erworben durch wiederkehrende Infekte wie Tuberkulose, Masern und Keuchhusten.

Auch der Verschluss eines Bronchus durch einen Tumor oder eingeatmete Fremdkörper begünstigt die Bildung von Bronchiektasen. In diesen Bronchialaussackungen sammelt sich Schleim, der einen Nährboden für Bakterien oder Pilze darstellt. Husten, Auswurf sowie häufige und meist chronische Infekte sind die Folge. Mit Medikamenten und Atemphysiotherapie lassen sich die Beschwerden lindern und das Fortschreiten der Erkrankung aufhalten. Heilbar durch operative Entfernung der betroffenen Lungenabschnitte ist sie jedoch nur sehr selten.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Chronischer Husten
  • Vor allem morgens reichlich Auswurf, der typischerweise aus drei Schichten besteht: Schaum, Schleim, grün-gelber Eiter; häufig sind auch kleine Blutmengen enthalten
  • In späteren Stadien der Erkrankung zunehmende Luftnot.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • Fieber auftritt
  • es zu Atemnot kommt oder diese schlimmer wird.

Die Erkrankung

Bronchiektasen sind narbige bindegewebige Aussackungen der Bronchialwand, die sich gerne entzünden und von Krankheitserregern besiedelt werden. In der Folge breitet sich die Entzündung auf das umliegende Gewebe aus. Der normale Wandbau der Luftwege wird zerstört und durch Narbengewebe ersetzt. Da sich in den Bronchiektas[i]en Schleim ansammelt, der einen guten Nährboden für Bakterien und Pilze bietet, kommt es zu Atemwegsinfekten mit Fieber, verstärktem Husten und Atemnot. Besonders morgens und nach Lagewechsel werden große Mengen an Schleim und Eiter abgehustet.

Die Angaben über die Häufigkeit von Patienten mit Bronchiektasen schwanken sehr stark. So sollen Bronchiektasen zwar seltener geworden sein, weil die zugrundeliegenden Infektionen durch Antibiotika besser therapiert oder, wie beim Keuchhusten, durch Impfungen sogar verhindert werden können. Andererseits soll die Erkrankung in den letzten 10 Jahren vor allem bei älteren Menschen immer häufiger geworden sein. Ursache dafür könnten die steigenden Erkrankungsraten der COPD sein, da ein großer Teil der COPD-Patienten Bronchiektasen entwickelt, sowie die Tatsache, dass Bronchiektasen heutzutage durch bessere Diagnostik leichter erkannt werden können.

Diagnosesicherung

Die Diagnose ergibt sich aus der Anamnese und anhand der häufigen, meist fieberhaften Atemwegsinfekte mit regelmäßigem grün-gelblichem Auswurf (Sputum). Eine CT zeigt die Erweiterung der Bronchien.

Ergänzend treten Laboruntersuchungen hinzu wie:

  • Differenzialblutbild
  • Quantitative Bestimmung der Immunglobuline im Serum, um einen evtl. vorliegenden Immundefekt auszuschließen
  • Mikrobiologische Untersuchung des Auswurfs auf Bakterien und evtl. auch auf Mykobakterien zur Bestimmung, welche Antibiotikatherapie am wirksamsten ist.

Bei Verdacht auf Begleiterkrankungen oder seltenere Ursachen der Bronchiektasen kommen Spezialuntersuchungen hinzu:

  • Labortests beim Verdacht auf Mukoviszidose
  • Labortests auf eine allergische bronchopulmonale Aspergillose (ABPA)
  • Stickstoff-Monoxid-Analyse und Zilienschlaganalyse beim Verdacht auf eine primäre ziliäre Dyskinesie (PCD). Bei dieser seltenen angeborenen Erkrankung ist die Bewegung der Flimmerhärchen (Zilien) in den Atemwegen gestört, was zu wiederkehrenden Atemwegsinfekten und dadurch zu Bronchiektasien führt. Die Stickstoff-Monoxid-Analyse gibt erste Hinweise auf eine PCD. Bei dieser Untersuchung wird mit Sonden der NO-Gehalt beim Luftanhalten gemessen. Patienten mit PCD zeigen deutlich erniedrigte NO-Werte. Die Bewegung der Zilien wird durch die Zilienschlaganalyse mittels hochauflösender Videomikroskopie an durch Nasenbürstung gewonnenen Epithelzellen untersucht.

Behandlung

Passend zum Erreger wird eine gezielte Antibiotikatherapie eingeleitet. Treten mehr als 3 Infekte pro Jahr auf, ist eine antibiotische Langzeittherapie zu erwägen.

Am häufigsten werden heute Makrolidantibiotika wie z. B. Azithromycin eingesetzt. Sie sollen nicht nur antibiotisch, sondern auch entzündungshemmend wirken und die Biofilmbildung von Pseudomonas beeinflussen.

Inhalatives Kortison und bronchienerweiternde Medikamente werden eingesetzt, wenn der Patient zusätzlich unter Atemnot infolge Asthma oder COPD leidet. Das Gleiche gilt für .

Patienten mit Problemen beim Abhusten können regelmäßige Inhalationen mit schleimlösenden Zusätzen, z B. hypertoner Kochsalzlösung helfen.

In schweren Fällen wird der Lungenfacharzt eine Operation erwägen, sie ist bei einem Befall nur eines Lungenflügels und bei Begrenzung auf wenige Lungensegmente möglich. Die Operation bleibt jedoch auch nach den neuesten europäischen Leitlinien nur Mittel der letzten Wahl.

Prognose

Das Voranschreiten der Krankheit wird durch diese Maßnahmen verlangsamt, eine Heilung ist jedoch nur in sehr seltenen Fällen durch eine operative Entfernung der Bronchiektasen möglich.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Therapietreue. Neben der Atemtherapie sind Antibiotika die wichtigsten Verbündeten, um die Krankheit zu bekämpfen. Nehmen Sie die Medikamente wirklich konsequent und regelmäßig ein.

Bronchialtoilette. Die Physiotherapie bietet die Bronchialtoilette mit Lagerungsbehandlung und Klopfmassage, Atemgymnastik und Abhustetechniken. Für Betroffene ist es ratsam, die Methoden der Bronchialtoilette selbst zu erlernen und konsequent zu Hause anzuwenden.

Hilfsmittel. Es gibt auch Geräte, die in den Atemwegen Schwingungen erzeugen können und dadurch den Schleim lösen. Dazu gehören z. B. RCCornet®, VRP1®, Gelomuc®, oder Acapella®.

Atemtechniken. Nützlich sind auch physikalische Maßnahmen, die am besten im Rahmen einer Lungen-Rehabilitation erlernt werden: Hierzu gehören unterstützende Atemtechniken. Sprechen Sie Ihren behandelnden Arzt auf die Möglichkeiten einer Lungen-Reha an!

Prävention

Impfungen. Um Atemwegsinfekten vorzubeugen, empfehlen Experten die jährliche Grippe-Impfung und alle 5–6 Jahre die Impfung gegen Pneumokokken.

Weiterführende Informationen

  • www.ersjournals.com – Die erste europäische Leitlinie für Patienten mit Bronchiektasen mit interessanten Informationen zu aktuellen Behandlungsstrategien und ihrem Nutzen wurde im September 2017 publiziert.
  • www.atemwegsliga.de – Informationen erhalten betroffene Patienten auch bei der Deutschen Atemwegsliga.

Bronchitis, akute

Akute Bronchitis: Zu 90 % durch Viren ausgelöste Infektion der Bronchien mit Husten, Fieber und Kopfschmerzen.

Meist ist auch die Luftröhre (Trachea) betroffen, weshalb Ärzte auch von einer Tracheobronchitis sprechen. In 10 % der Fälle ist die Bronchitis bakteriell bedingt oder sie setzt sich als Komplikation auf eine ursprünglich virale Bronchitis.

Weitere Symptome sind Schmerzen hinter dem Brustbein beim Husten, manchmal Muskel- und Gliederschmerzen. Eventuell treten gleichzeitig Beschwerden der oberen Atemwege wie Schnupfen und Halsschmerzen auf. Die akute Bronchitis ist sehr häufig. Man geht in Deutschland von wöchentlich etwa 80 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner aus.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Husten
  • Schmerzen hinter dem Brustbein beim Husten
  • Zuerst kein Auswurf, dann schleimig-glasiger und schließlich weißlich-gelblicher Auswurf
  • Heiserkeit
  • Fieber
  • Kopf-, Glieder- und Muskelschmerzen.

Wann zum Arzt

Nach einigen Tagen, wenn

  • das Fieber nicht sinkt oder nach Fieberabfall erneut wieder ansteigt
  • deutliche Atemgeräusche wie Giemen oder Rasseln oder sogar Atemnot auftreten.

Am nächsten Tag, wenn

  • Babys und Kleinkinder unter tiefsitzendem Husten leiden oder kurzatmig werden
  • Patienten mit schweren Grunderkrankungen wie Zuckerkrankheit, Herzschwäche und chronischen Lungenerkrankungen betroffen sind.

Nach einigen Wochen, wenn

  • Husten und/oder Auswurf über mehr als 8 Wochen anhalten.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Eine Bronchitis entsteht, wenn das Abwehrsystem geschwächt ist oder wenn der Mensch mit sehr vielen oder mit besonders ansteckenden Erregern in Kontakt kommt. Das lokale Abwehrsystem wird durch chronische Krankheiten der Atmungsorgane wie Asthma oder COPD beeinträchtigt, aber auch durch chronische Herz-, Leber- und Nierenkrankheiten, Diabetes, Immundefekte und Alkoholismus.

Typische Auslöser einer akuten Bronchitis:

Viren. Etwa 90 % der Bronchitiden werden durch Viren ausgelöst:

  • bei Kindern am häufigsten durch RS-, Adeno-, Coxsackie- und ECHO-Viren
  • bei Erwachsenen durch Rhino-, Influenza- und Parainfluenzaviren sowie dem Corona- oder SARS-Coronavirus.

Bakterien. Seltener verursachen Bakterien eine akute Bronchitis. Wenn, dann pfropfen sich bakterielle Erreger häufig auf eine vorbestehende virale Infektion auf (Superinfektion). Folgende Erreger kommen bei einer akuten Bronchitis in Frage:

  • Pneumokokken
  • Staphylokokken
  • Hämophilus influenzae
  • Moraxella catarrhalis.

Pilze. Vor allem bei immunsupprimierten Patienten können Pilze wie beispielsweise Candida eine Bronchitis verursachen.

Reizstoffe in der Atemluft. Eine akute toxische Bronchitis wird beispielsweise durch das Einatmen dieser Substanzen ausgelöst:

  • Schwefeldioxid
  • Nitrosegase
  • Ozon
  • Kohlenwasserstoffe.

Weitere Ursachen. Daneben können sich akute Bronchitiden auch im Rahmen von Masern, Keuchhusten, Windpocken oder Diphtherie entwickeln oder durch eine allergische Reaktion verursacht sein.

Klinik

Wie bei der Erkältung kommen die Erreger vor allem mit der Atemluft in den Körper. Sie gelangen in die unteren Atemwege und führen 1–6 Tage nach Ansteckung zu einer Entzündung der Bronchialschleimhaut mit verstärkter Schleimproduktion. Im Vordergrund steht der dadurch ausgelöste Husten, der oft sehr anstrengend und quälend ist. Husten ist die natürliche Reaktion des Körpers auf eine Reizung der Luftröhre, der Bronchien oder der Lunge und der Versuch, störende Fremdkörper oder gebildeten Schleim zu beseitigen. Bei einer Bronchitis sind die Luftwege durch eine Infektion angegriffen. Grippeähnliche Beschwerden wie starke Kopfschmerzen, Gelenk- und Muskelschmerzen können ebenfalls auftreten. Die diagnostische Abgrenzung zur Grippe ist dann erschwert. Je nach Erreger und Abwehrlage des Körpers tritt Fieber oder erhöhte Temperatur auf. Der Husten kann den eigentlichen Infekt überdauern und bis zu 8 Wochen anhalten, bevor er abklingt. Häufig ist er von schleimigem Auswurf begleitet.

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Die Schleimhaut der Atemwege beim Gesunden – die grün dargestellten Zellen produzieren Schleim, die blauen Zellen tragen Flimmerhärchen. Diese Härchen bewegen sich ständig zum Rachen und zur Nase hin. So transportieren sie Fremdkörper und Schleim und ermöglichen das Abhusten. Dieser Selbstreinigungsmechanismus ist bei Atemwegserkrankungen, aber auch bei Rauchern, beeinträchtigt. Rechts: Entzündete und geschwollene Schleimhaut bei einem Infekt. Die Zellen sind zum Teil zugrunde gegangen und haben ihre Funktion verloren (braun dargestellt).

Verlauf

Bereits bestehende Herz- oder Lungenkrankheiten können sich im Zuge einer akuten Bronchitis verschlechtern und zu Atemnot führen. Wenn sich auf der entzündeten Schleimhaut Bakterien ansiedeln, führen sie zu einer bakteriellen Zweitinfektion.

Komplikationen

Als Komplikation kann sich jede Bronchitis auf die Lunge ausbreiten, der Arzt spricht dann von einer Bronchopneumonie. Besonders gefährdet sind ältere oder abwehrgeschwächte Patienten. Diese Bronchopneumonie muss wie eine Lungenentzündung (Pneumonie) anderer Ursache behandelt werden.

Kommt es zu einer Entzündung der kleinsten Verzweigungen des Bronchialsystems besteht besonders bei Kindern die Gefahr, dass die Bronchien durch Anschwellen der Schleimhaut schnell eingeengt werden und Atemnot entsteht. Als chronische Folgen einer solchen Bronchiolitis können sich zudem durch narbige Veränderungen bleibende Verengungen (Stenosen) entwickeln, die schließlich zu Aussackungen der Bronchien (Bronchiektasen) führen (mehr dazu siehe chronische Bronchitis).

Diagnosesicherung

Der Arzt erfragt die Symptome und untersucht die Lunge. Beim Abhören macht sich die akute Bronchitis durch grobblasige Rasselgeräusche bemerkbar. Der Arzt grenzt den Husten einer akuten Bronchitis von dem Husten, der durch physikalische und chemische Reize (z. B. durch kalte Luft, Fremdkörper, Zigarettenrauch und Medikamente wie ACE-Hemmer, Betablocker) ausgelöst wird, ab. Gegebenenfalls veranlasst er Laboruntersuchungen und gelegentlich auch ein Röntgenbild der Lunge.

Hat der Arzt den Verdacht auf eine Bronchitis im Rahmen einer anderen Erkrankung wie beispielsweise Keuchhusten, sind Bluttests z.B. auf Keuchhusten sinnvoll. Die Farbe des Sputums ist übrigens nicht wegweisend bei der Diagnose (früher dachte man, dass gelb oder grün gefärbtes Sputum beweist, dass die Bronchitis bakteriell bedingt ist).

Behandlung

Pharmakotherapie

Antibiotika. Bei sonst gesunden Patienten sind Antibiotika zur Behandlung der bakteriellen Zweitinfektion nicht zwingend erforderlich. Die antibiotische Therapie wird aber auch für diesen Patientenkreis empfohlen, wenn der bakterielle Infekt länger als 1 Woche anhält. Bei Risikopatienten werden Antibiotika früher eingesetzt, v. a. zum Schutz vor einer bakteriellen Lungenentzündung.

Kortikosteroide. Eine kurzfristige Inhalationstherapie mit Kortikosteroiden kann in manchen Fällen den Krankheitsverlauf abkürzen.

Bronchienerweiternde Medikamente. Wenn das Atmen schwerfällt, weil die Atemwege verengt sind (Obstruktion der Bronchien), können Bronchospasmolytika helfen.

Prognose

Die akute Bronchitis heilt bei sonst gesunden Menschen in den meisten Fällen komplikationslos aus, der Schleim löst sich und kann nach wenigen Tagen abgehustet werden.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Bettruhe. Solange man erhöhte Temperatur hat, sollte man sich schonen und im Bett bleiben. Bei Fieber verliert der Körper durch das Schwitzen Flüssigkeit. Also ist häufiges Trinken (mindestens 2 l am Tag) das oberste Gebot. Es tut gut, die Füße warm zu halten, und man kleidet sich am besten so, dass man weder schwitzt noch friert. Eine Schadstoffbelastung der Atemluft, z. B. durch Zigarettenrauch – aktiv wie passiv –, sollte unbedingt vermieden werden. Ungünstig ist auch das Kochen am Gasherd in der Küche, weil die Abgase die Bronchien reizen. Um Komplikationen und eine unnötige Verlängerung der Erkrankung zu verhindern, sollte man die Erkrankung auskurieren und nicht zu früh versuchen, wieder aktiv zu werden.

Viel trinken. Trockener Reizhusten wird erträglicher, wenn Mund und Hals durch Hustenbonbons und reichliche Zufuhr warmer Getränke gut befeuchtet werden. Vor allem (mit Honig) gesüßter Tee lindert den Hustenreiz, weil er die Bildung von Bronchialsekret stimuliert. Als hilfreiche Hausmittel bekannt sind Hustentees, Mischungen z. B. aus Eibisch, Isländisch Moos und Spitzwegerich. Ebenso lindern Dampfbäder mit Kamillenblüten oder Thymian trockenen Reizhusten. Vorsicht bei Asthma oder überempfindlichen Atemwegen! Wenn Atemnot auftritt, brechen Sie das Inhalieren ab.

Nach einigen Tagen Krankheit mit Fieber hat man viel Flüssigkeit verloren. Diese muss spätestens jetzt ersetzt werden, um den festsitzenden Schleim aus den Atemwegen lösen zu können. Besonders eignen sich auch hier Kräutertees, allerdings in etwas anderer Zusammensetzung, z. B. aus Spitzwegerichkraut, Süßholzwurzel, Thymiankraut und Fenchelfrüchten. Zum Süßen bietet sich Fenchelhonig an, der für seinen den Husten lockernden Effekt bekannt ist.

Hühnersuppe. Flüssigkeit auffüllen lässt sich auch gut mit Hühnerbrühe oder Gemüsesuppe. Für die Hühnerbrühe gibt es sogar Anhaltspunkte, dass sie nicht nur Energie bereitstellt und durch Wärme die Durchblutung ankurbelt, sondern auch antientzündliche und antioxidative Wirkungen entfaltet.

Honig. 1 Esslöffel Honig vor dem Schlafengehen kann den nächtlichen Husten mildern. Allerdings bitte nach Einnahme die Zähne gründlich putzen, um Karies vorzubeugen.

Luft befeuchten. Im Winter, der klassischen Erkältungszeit, ist es auch hilfreich, die meist sehr trockene Heizungsluft anzufeuchten, z. B. durch in Heizungsnähe aufgestellte Wasserbehälter, das Aufhängen von feuchten Tüchern oder das Verdampfen eines Topfes Wasser auf dem Herd. Zur intensiven Anfeuchtung der oberen Luftwege hat sich das Inhalieren heißer Dämpfe bei etwa 43°C bewährt. Wer es mag, kann dem heißen Wasser Meersalz oder Kräuteressenzen beimischen.

Geeignete Medikamente

Schmerzmittel und eventuell Hustenstiller können die Beschwerden lindern; bei sehr eingeschränkter Atmung ist die Einweisung in ein Krankenhaus erforderlich.

Schmerzmittel. Leichte Schmerzmittel wie Paracetamol (z. B. Benuron®), Acetylsalicylsäure (z. B. Aspirin®) oder Ibuprofen lindern Kopf- und Gliederschmerzen und fördern – vor dem Einschlafen genommen – die Nachtruhe.

Hustenstiller (Antitussiva). Abhilfe bei trockenem Husten versprechen Hustenstiller: Medikamente mit verschiedener Wirkweise, die den Hustenreiz abschwächen. Es gibt stärker wirksame rezeptpflichtige und schwächer wirksame rezeptfreie Hustenstiller. Außerdem kommen pflanzliche Mittel zum Einsatz, die die oberen Atemwege mit einem Schutzfilm auskleiden, der den Husten lindert. Die Einnahme von Hustenstillern ist vor allem abends sinnvoll, um einen ruhigen Nachtschlaf zu erzielen. Bei "lockerem", also schon "produktivem" Husten muss man allerdings abwägen, ob sich Hustenstiller noch lohnen. Denn Schleim bildet einen guten Nährboden für Bakterien, daher ist es besser, möglichst viel davon abzuhusten, statt den Hustenreiz zu unterdrücken.

  • Die rezeptpflichtigen Hustenstiller wirken am stärksten und sind in der Regel gut verträglich. Man sollte sie anwenden, wenn der Husten sehr quälend ist, schmerzt und vom Schlafen abhält: Codein und Dihydrocodein unterdrücken den Hustenreiz, der vom Gehirn ausgeht, dämpfen aber auch den Atemantrieb, weswegen sie bei Lungenkrankheiten (z. B. Asthma) nicht eingenommen werden dürfen. Sie sind chemisch mit Opium verwandt und müssen deshalb vom Arzt verschrieben werden, verursachen jedoch keine Abhängigkeit. Sie machen müde, können das Reaktionsvermögen einschränken und sollten nicht mit Alkohol, Antihistaminika oder Schlafmitteln kombiniert werden. In höheren Dosen verursachen sie Verstopfung.
  • Die frei verkäuflichen Hustenstiller sind in ihrer Wirkstärke den rezeptpflichtigen Hustenstillern deutlich unterlegen. Ob sie aus wissenschaftlicher Sicht überhaupt wirksam sind, wird unterschiedlich beurteilt. Viele Betroffene machen aber gute Erfahrung mit ihnen. Dextromethorphan ist vergleichsweise wirksam und wird häufig empfohlen, darf aber erst ab 12 Jahren angewendet werden. Es ist chemisch ähnlich aufgebaut wie die rezeptpflichtigen Hustenstiller, beeinträchtigt aber das Reaktionsvermögen nicht so sehr, weil es nicht an Opioid-Rezeptoren bindet. Als Nebenwirkungen treten gelegentlich Müdigkeit, Schwindel, Magen- und Darmbeschwerden auf.
  • Die pflanzlichen Hustenstiller, z. B. Spitzwegerich oder Isländisch Moos, wirken beruhigend, indem sie einen schützenden Schleimfilm über die gereizte Atemwegsschleimhaut legen. In Form von Lutschpastillen hüllen sie die Hustenrezeptoren des Rachens in ein Speichel-Sirup-Gemisch und dämpfen so während ihrer Verweildauer im Mund gut den Hustenreiz.

Komplementärmedizin

Phytomedizin. Cineol (z. B. Soledum® Kapseln), ein Naturwirkstoff aus Limonen, hat ebenfalls eine schleimlösende und bakterienabtötende Wirkung. Bei In-vitro-Studien wurde auch eine virenhemmende Wirkung festgestellt.

Die Wirksamkeit einer kombinierten Phytotherapie mit Thymian plus Efeu sowie Thymian plus Primel bei akutem Husten wurde in zwei kontrollierten Studien nachgewiesen.

Einer kontrollierten Studie zufolge reduzierte die Mischung aus Myrtol, Eukalyptusöl, Süßorangen- und Zitronenenöl (Gelomyrtol®forte) bei akuter Bronchitis sowohl tagsüber als auch nachts den Husten stärker als die Behandlung mit Placebo.

Homöopathie. Die Homöopathie kennt zahlreiche Akutmittel zur Linderung der akuten Bronchitis, so z. B. Aconitum, Apis mellifica, Bellis perennis, Bryonia, Conium, Echinacea, Hepar sulfuris, Lachesis, Spongia oder Sulfur.

Zwiebelsirup. Gut schleimlösend wirkt ein selbst gemachter Zwiebelsirup: Eine klein geschnittene Zwiebel mit einer Tasse Wasser langsam aufkochen, etwas abkühlen lassen und zwei Esslöffel Honig dazugeben. Eine halbe Stunde ziehen lassen, abgießen und über den Tag verteilt schluckweise trinken. Ein gutes Hausmittel ist auch ein Hustensirup, der sich aus einem Ansatz aus frisch geschnittener Zwiebel und Kandiszucker in einem geschlossenen Gefäß nach etwa einem Tag bildet. Davon werden dreimal täglich 2 TL eingenommen.

Ingwer. Ingwer desinfiziert, regt die Durchblutung an und ist nicht nur zur Vorbeugung, sondern auch während einer Bronchitis hilfreich. Für Tee wird der Ingwer zerkleinert, mit heißem Wasser übergossen und eine Weile ziehen gelassen. Ist er noch zu heiß zum Trinken, kann man ihn auch gut erst inhalieren. Dazu beugt man sich über die Tasse, legt ein Tuch über den Kopf und atmet die Dämpfe tief ein. Wer möchte, kann zur Schleimlösung kleine Ingwerstückchen auch lutschen.

Rettichsirup. Dazu benötigt man eine Knolle schwarzen Rettich und Kandiszucker. Vom Rettich schneidet man eine Kappe ab und höhlt ihn bis auf eine Wandstärke von etwa 1 cm aus. Anschließend setzt man den Rettich auf ein Glas und bohrt einige Löcher mit einem Zahnstocher durch den Boden des Rettichs. Nun füllt man ihn mit Kandiszucker, setzt den Rettichdeckel wieder auf und lässt ihn über Nacht ziehen. Eine Mischung aus Zucker und Rettichsaft tropft in das Glas. Diesen Sirup kann man in kleinen Portionen über den Tag verteilt trinken. Wer möchte, kann ihn erwärmen.

Brustwickel. Brustwickel mit Zwiebeln, Thymian oder Quark können Linderung für Kinder und auch Erwachsene bringen, ebenso ein warmes Vollbad mit einer Hand voll Thymian als Zusatz.

Vibrationsmassagen. Manchen Patienten helfen auch regelmäßige Vibrations- oder Klopfmassagen des Rückens zum Lockern des Schleims in den Bronchien.

Prävention

Füße und Hände immer warmhalten! Bei kalten Füßen werden die Schleimhäute der Atemwege reflektorisch schlechter durchblutet. Das fördert die Entstehung von Atemwegsinfekten. Zimmer, in denen Sie sich aufhalten, sollten gut belüftet sein. Während der Heizperiode verhindert erhöhte Luftfeuchtigkeit ein Austrocknen der Schleimhäute. Auch Zink lässt sich vorbeugend nützen, z. B. vor den Haupterkältungszeiten im Herbst und Frühjahr ist die Einnahme von 15 mg Zink zweimal täglich zusätzlich zum Verzehr von reichlich Obst und Gemüse zu empfehlen.

Atemwegsinfekte treten seltener auf, wenn schädigende Stoffe wie aktiver oder passiver Zigarettenrauch vermieden werden.

Auch abhärtende Maßnahmen wie regelmäßige Saunabesuche, Kaltwassergüsse und Wechselduschen bessern die Abwehr und helfen so, Erkältungskrankheiten und Bronchitiden vorzubeugen.

Weiterführende Informationen

COPD und chronische Bronchitis

Chronische Bronchitis ("Raucherhusten"): Anhaltende Entzündung der Bronchien mit chronischem Husten und schleimig-weißem Auswurf (Sputum). Sie ist die häufigste chronische Lungenerkrankung. Hierzulande sind 10–15 % der Bevölkerung über 40 Jahre betroffen, davon sind 90 % Raucher. Bei konsequentem Rauchverzicht ist die chronische Bronchitis heilbar. Wird weiter geraucht, geht sie in 20 % der Fälle in die COPD über. Ebenso steigt das Lungenkrebsrisiko.

COPD (für chronic obstructive pulmonary disease, deutsch: chronisch-obstruktive Bronchitis) ist ein chronisches Krankheitsbild mit anhaltender Verengung der Bronchien (Atemwegsobstruktion) und anderen nicht mehr rückbildungsfähigen Um- und Abbauprozessen des Bronchialsystems. Die Erkrankung entwickelt sich aus einer chronischen Bronchitis. Weltweit ist die COPD die vierthäufigste Todesursache.

Asthma-COPD-Overlap-Syndrom (ACOS): Von der reinen COPD zu unterscheiden ist das Asthma-COPD-Overlap-Syndrom (ACOS). Dieses beschreibt eine Mischform aus Asthma und COPD, bei der die Patienten Symptome beider Erkrankungen aufweisen.

Symptome und Leitbeschwerden

Chronische Bronchitis:

  • Morgens Husten mit schleimig-weißem Auswurf (Raucherhusten).

COPD:

  • Frühstadium: Atemnot bei mäßiger Belastung (z. B. Treppensteigen), Engegefühl in der Brust, nächtlicher Husten, Auswurf von zähem Schleim, Anfälligkeit für Atemwegsinfekte
  • Im weiteren Verlauf: Atemnot auch in Ruhe, Keuchen, massiver Auswurf, fassförmiges Aussehen der Brust durch chronische Überblähung der Lunge (Lungenemphysem), oft Gewichtsverlust
  • Spätstadium: bläuliche Verfärbung von Haut und Schleimhäuten als Zeichen von Sauerstoffmangel aufgrund anhaltender Atemschwäche, anfallsartige Atemnot.

Wann zum Arzt

Innerhalb der nächsten Tage, wenn

  • die Atemnot und der Husten zunehmen.

Heute noch, wenn

  • sich eine bekannte COPD verschlimmert und Anzeichen einer Atemwegsinfektion wie Fieber und Schwäche auftreten (Verdacht auf Infektexazerbation).

Sofort den Notarzt rufen, wenn

  • der Patient zusätzlich extreme Atemnot, Angst und Unruhe oder Anzeichen der Erschöpfung zeigt.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Entzündungszustände der Bronchien sind ein über Jahre und Jahrzehnte fortschreitender Krankheitsprozess. Neben individuellen Entzündungsursachen, wie Rauchen oder Feinstaubbelastung, ist die Ausprägung und Auswirkung der Entzündung auf die Lungenfunktion teilweise erblich gesteuert. Beispiele hierfür sind Störungen der Lungenentwicklung im Mutterleib und der seltene Alpha-1-Antitrypsin-Mangel.

Anfangs, in der Phase der chronischen Bronchitis, sind die entzündlichen Schleimhautschädigungen noch rückbildungsfähig, sie führen jedoch beim weiteren Fortbestehen der Entzündungsursachen (Rauchen!) zu einer unwiderruflichen Verengung der Bronchien (Atemwegsobstruktion) und schließlich zum Lungenemphysem. Hierbei nimmt die Leistung der Lunge ständig ab und der Patient leidet an Atemschwäche (chronische Ateminsuffizienz), denn das Emphysem führt zu einer Verringerung des Lungengewebes, das am Gasaustausch beteiligt ist. Entsprechend kommen bei der COPD zu den Symptomen einer chronischen Bronchitis zusätzlich zäher Schleim, Atemnot bei Belastung (Belastungsdyspnoe) und akute Schübe dazu. Letztere führen zu einer Verschlimmerung der Symptome mit teilweise lebensbedrohlichem Verlauf, meist als Folge von Infekten. Diese infektbedingte Verschlimmerung wird als infektiöse Exazerbation bezeichnet. Die Übergänge zum Endstadium der chronischen Ateminsuffizienz mit einer permanent unzureichenden Atmung sind fließend.

Klinik

Raucherhusten. Im Mittelpunkt des Raucherhustens steht die Entzündung der Bronchialschleimhaut als Folge der ständigen Reizung durch eingeatmete Schadstoffe, die in 90 % der Fälle aus dem Zigarettenrauch stammen. Dies hemmt die Aktivität der Flimmerhärchen, die den Bronchialschleim abtransportieren. Vor allem nachts kommt es zu vermehrter Schleimansammlung, die dann den Raucherhusten, das typische morgendliche Abhusten, auslöst, wodurch zumindest ein Teil des Schleims hinausbefördert wird.

Häufige Atemwegsinfektionen. Besteht die Reizung weiter, beginnt sich die Bronchialschleimhaut umzuwandeln: Sie schwillt an und wird dicker (Schleimhautödem), die Schleimdrüsen vermehren und vergrößern sich, die Schleimproduktion nimmt weiter zu. Gleichzeitig gehen immer mehr Flimmerhärchen zugrunde. Die schwer geschädigte Schleimhaut vermag ihre Transportfunktion kaum mehr zu erfüllen, sodass die immer größeren Mengen des zähen Schleims immer weniger nach außen gelangen und damit den Boden für die Besiedelung mit Krankheitserregern liefern. Die Betroffenen leiden nun häufig unter akuten Atemwegsinfektionen, was zu Husten, vermehrtem Auswurf, Keuchen und Atemnot bereits bei minimaler körperlicher Anstrengung (wie z. B. Treppensteigen) führt.

Rückbildung der Bronchialschleimhaut und Bronchospasmus. Am Ende des Teufelskreises stehen die weitgehende Rückbildung der Bronchialschleimhaut und die Verdickung und Erschlaffung der Bronchialwand, die zum Kollaps einzelner Bronchien führt, sowie die Neigung der Bronchialmuskulatur, zu verkrampfen. Das Verkrampfen der Bronchialmuskulatur wird als Bronchospasmus bezeichnet. Dadurch kommt es zu einer bronchialen Hyperreagibilität, also einer dauerhaften Verengung und oft auch Überempfindlichkeit der Bronchien, die sich durch anfallsartig auftretende Atemnot äußert und von einem "echten" Asthmaanfall kaum mehr zu unterscheiden ist.

Risikofaktoren der COPD

Besonders häufig von COPD betroffen sind aktive Raucher. Man schätzt, dass 90 % der COPD-Fälle durch das Rauchen bedingt sind. Umgekehrt haben bis zu 50 % der älteren Raucher eine COPD.

Weitere Risikofaktoren sind:

  • Passivrauchen
  • Genetische Veranlagung, vor allem ein erblicher Alpha-1-Antitrypsin-Mangel.

Komplikationen

  • Infektexazerbation. Virale und bakterielle Infektionen der Bronchien sowie Lungenentzündungen sind die häufigsten und gefährlichsten Komplikationen einer COPD, da sie meist eine deutliche Verschlimmerung der Symptome (Infektexazerbation) bewirken.
  • Respiratorische Insuffizienz. Infektexazerbationen oder andere Begleiterkrankungen führen nicht selten zum Versagen der Lunge, sodass das Blut nicht mehr ausreichend Sauerstoff enthält, aber stattdessen Kohlendioxid anreichert. Dies kann unbehandelt das Versagen lebenswichtiger Organe nach sich ziehen und erfordert die rasche Gabe von Sauerstoff (siehe unten).

Hinweis: Lebensbedrohlich ist, wenn der Betroffene eine inverse Atmung zeigt: Bauchatmung und – falls noch vorhanden – Brustatmung wechseln sich miteinander ab, der Betroffene atmet – als Reaktion des Körpers auf ein zu niedriges Sauerstoffangebot – sehr schnell mit einer Atemfrequenz von über 20 Atemzügen pro Minute. In diesem Fall ist umgehend der Notarzt zu rufen. Ggf. muss künstlich beatmet werden, um einen Atemstillstand aus Erschöpfung zu verhindern.

Diagnosesicherung

Anamnese. Das Beschwerdebild zusammen mit Angaben zu den Rauchgewohnheiten (Seit wann wird geraucht? Wie viele Zigaretten pro Tag?) sind für die Diagnose richtungsweisend.

Untersuchungen. Beweisend sind die Atemnebengeräusche im Rahmen der körperlichen Untersuchungen sowie die Ergebnisse der Lungenfunktion. In der Lungenfunktionsprüfung werden als Parameter die Einsekundenkapazität (FEV1) und die relative Einsekundenkapazität (FEV1/VK; VK = Vitalkapazität) ermittelt. Die Einsekundenkapazität ist die größtmögliche Menge an Luft, die ein Patient innerhalb einer Sekunde forciert ausatmen kann.

Einteilung in Schweregrade. Anhand der Ergebnisse der Lungenfunktionsprüfung erfolgt dann die Einteilung in einen von 4 Schweregraden der COPD.

Einteilung nach den Richtlinien der Global Initiative für Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD):

  • Schweregrad I – leichtgradige COPD: FEV1 ≥ 80 % des Sollwerts, FEV1/VK < 70 %
  • Schweregrad II – mittelgradige COPD: FEV1 < 80 % und ≥ 50 % des Sollwerts, FEV1/VK < 70 %
  • Schwergrad III – schwere COPD: FEV1 < 50 % und ≥ 30 % des Sollwerts, FEV1/VK < 70 %
  • Schweregrad IV – sehr schwere COPD: FEV1 < 30 % und FEV1/VK < 70 % des Sollwerts.

Diese Einteilung berücksichtigt nicht, dass ältere Menschen naturgemäß "schlechtere" Lungenfunktionsparameter aufweisen. Eine alternative Einteilung der Global Initiative für Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD) berücksichtigt deshalb zusätzlich zu den Parametern der Lungenfunktionsprüfung auch die Symptome und Anzahl an Exazerbationen pro Jahr:

  • Gruppe A: geringes Risiko (gutes FEV1, wenige Exazerbationen), geringe Symptome
  • Gruppe B: geringes Risiko (gutes FEV1, wenige Exazerbationen), ausgeprägte Symptome
  • Gruppe C: hohes Risiko (schlechtes FEV1 und/oder viele Exazerbationen), geringe Symptome
  • Gruppe D: hohes Risiko (schlechtes FEV1 und/oder viele Exazerbationen), ausgeprägte Symptome.

Weitere Diagnostik. Ein Röntgenthorax und Labortests dienen dem Ausschluss von Lungenkrebs und anderen möglichen Erkrankungen wie z. B. Tuberkulose. Durch EKG und Echokardiografie wird geprüft, ob und – wenn ja – wie stark das Herz bereits angegriffen ist.

Behandlung

Während die chronische Bronchitis in den meisten Fällen bei sofortiger Rauchabstinenz nach Monaten von allein abklingt, ist selbst bei leichteren Formen der COPD eine medikamentöse Dauertherapie unumgänglich.

Im Wesentlichen wird die gleiche Therapiestrategie wie bei Asthma verfolgt: Gegeben werden Wirkstoffe zur Erweiterung der verengten Bronchien (sogenannte Bronchodilatatoren) und bei schwerer COPD zusätzlich inhalierbares Kortison. Im Gegensatz zu Asthmatikern dürfen Menschen mit COPD zu Behandlungsbeginn kein inhalierbares Kortison als Monotherapie erhalten. Für sie ist eine gut wirksame bronchienerweiternde Therapie essentiell. Die weitere Therapie folgt dem Stufenplan der Asthmatherapie.

Die folgende Übersicht beschreibt die eingesetzten Medikamente:

Pharmakotherapie

Die wichtigste Darreichungsform von Medikamenten gegen COPD ist die Inhalationstherapie. Bei der Inhalation gelangen die Wirkstoffe über das Einatmen des Aerosols, also des Gases mit den darin gelösten Schwebstoffen, sofort in die Bronchien und können dort direkt ihre Wirkung entfalten. Der Organismus wird auf diese Weise kaum belastet, da nur kleine Mengen der Wirkstoffe in die Blutbahn gelangen. Die Inhalation des Aerosols bedarf einer gewissen Übung, da andernfalls lediglich der Mund- und Rachenbereich mit dem Medikament benetzt wird. Die besten Therapieerfolge werden erzielt, wenn konsequent auch in anfallsfreien Perioden inhaliert und die Technik des Inhalierens fehlerfrei beherrscht wird. Hierfür empfiehlt sich die Teilnahme an einer Schulung.

Bronchodilatatoren. Basistherapie der COPD sind bronchienerweiternde Medikamente, die sogenannten Bronchodilatatoren. Sie erweitern die Atemwege, indem sie die Muskelspannung in den Bronchien reduzieren. Dadurch verbessert sich die Belastbarkeit der Patienten. Meist werden sie inhaliert. Die wichtigsten Bronchodilatatoren sind:

  • Beta-2-Sympathomimetika. Kurzwirksame Beta-2-Sympathomimetika wie Salbutamol, Fenoterol, Reproterol oder Terbutalin lösen die Verengung der Atemwege für 4–6 Stunden. Sie werden bei Bedarf angewendet, zum Beispiel bei akuter Atemnot. Langwirksame Beta-2-Sympathomimetika wie Formoterol und Salmeterol werden dagegen regelmäßig eingenommen. Sie wirken für 12–24 Stunden. Beta-2-Mimetika sind in normaler Dosis meist gut verträglich. Als Nebenwirkung – vor allem bei höherer Dosierung – kann es zur Beschleunigung des Herzrhythmus und schlimmstenfalls zu Herzrhythmusstörungen kommen.
  • Anticholinergika. Auch sogenannte Anticholinergika wie Ipratropium oder Oxitropium zählen zu den Bronchodilatatoren. Auch hier unterscheidet man langwirksame Mittel wie Tiotropiumbromid von kurzwirksamen wie Oxitropiumbromid. Ihre Wirkung ist deutlich schwächer als die der Beta-2-Sympathomimetika, sie können jedoch gut mit ihnen kombiniert werden, wodurch sich deren Dosis verringert. Ihre Nebenwirkungen sind gering, mitunter treten Mundtrockenheit, Kopfschmerzen und Übelkeit auf.
  • Methylxanthine. Aus dieser Gruppe der bronchienerweiternden Medikamente wird in der Regel der Wirkstoff Theophyllin eingesetzt, meist in Tablettenform. Er wirkt entzündungshemmend, erweitert die Bronchien und steigert den Atemantrieb. Theophyllin kann bei einer schweren COPD zusätzlich zu den inhalierbaren bronchienerweiternden Medikamenten verabreicht werden. Es bedarf jedoch einer individuellen Dosisanpassung, da bei Überdosierung schwere Nebenwirkungen wie Krampfanfälle und Herzrhythmusstörungen drohen. Der Wirkstoffspiegel im Blut muss regelmäßig kontrolliert werden. Theophyllin sollte deshalb erst eingesetzt werden, wenn sich die COPD mit Beta-2-Sympathomimetika und Anticholinergika nicht zufriedenstellend behandeln lässt. Vor allem ältere Menschen vertragen Theophyllin oft schlecht.

Kortikosteroide. Die Inhalation von Kortison kommt bei schwerer COPD ausschließlich zusätzlich zur Einnahme der Bronchodilatatoren zur Anwendung. Wirksam ist Kortison vor allem bei einer akuten Verschlechterung, die mit starker Atemnot einhergeht und sich nicht mehr durch inhalierbare Bronchodilatatoren in den Griff kriegen lässt. Bei einer akuten Verschlimmerung können Kortison-Tabletten über einen kurzen Zeitraum von einigen Tagen eingenommen werden, bis sich die Erkrankung wieder stabilisiert hat. Im Notfall kann der Arzt das Kortison auch spritzen. Menschen mit schwerer COPD und häufiger Atemnot können Kortison auch dauerhaft anwenden. Vor einer dauerhaften Kortisonbehandlung wird zunächst ein Therapieversuch gemacht. Nur bei nachweisbarer Wirkung wird eine längerfristige Behandlung in niedriger Dosierung (Erhaltungsdosis) fortgeführt. Bei fehlender Wirkung wird Kortison nach 3 Monaten wieder abgesetzt.

PDE-4-Hemmer. In dieser Medikamentengruppe ist bisher nur Roflumilast für die COPD-Therapie zugelassen. Roflumilast wirkt entzündungshemmend und senkt so die Rate der Infektexazerbationen. Zu den Nebenwirkungen zählen Übelkeit, Gewichtsverlust, Schlafstörungen und/oder Stimmungsschwankungen.

Antibiotika. In Anbetracht der häufigen und für den COPD-Patienten gefährlichen Atemwegsinfekte spielen in der COPD-Therapie zudem Antibiotika eine wichtige Rolle. Der Arzt setzt sie bereits bei den ersten Anzeichen oder zum Schutz vor einer bakteriellen Zusatzinfektion ein. Darüber hinaus kann im akuten Schub die Gabe von Sauerstoff notwendig werden.

Weitere Therapien

Sauerstoff-Langzeittherapie. In fortgeschrittenen Stadien hat die Sauerstoff-Langzeittherapie zur Erhöhung der Sauerstoffkonzentration im Blut lebensverlängernde Wirkung. Allerdings muss zur wirksamen Behandlung der Sauerstoff mindestens 16 Stunden am Tag inhaliert werden; sporadisches Inhalieren nützt nichts. Der Nachteil der Sauerstoff-Langzeittherapie: Sie erhöht das Risiko für die Patienten, an einem Herz-Kreislauf-Leiden zu sterben. Mediziner raten daher, die Vor- und Nachteile einer Sauerstoff-Langzeittherapie gut abzuwägen.

Krankengymnastik. Die Krankengymnastik zielt darauf ab, Reizhustenattacken zu vermindern, das Abhusten zu erleichtern, die Atemnot zu lindern und die körperliche Leistungsfähigkeit der Patienten zu verbessern. Im Vordergrund stehen u. a. regelmäßige Klopfmassagen zur Lockerung des Schleims. Soweit Herz und Allgemeinzustand des Patienten dies zulassen, wird die Krankengymnastik ergänzt um Maßnahmen zum Kreislauf- und Fitnesstraining.

Operative Lungenvolumenreduktion. Bei einseitig oder regional betontem Lungenemphysem führt die Überblähung der emphysematösen Lungenseite (oder -partien) zur Kompression der weniger überblähten Lungenareale. Die operative Entfernung dieser überblähten Areal verbessert deshalb die Ventilation der weniger überblähten Anteile. Wegen vieler Risiken ist dieser Eingriff aber wenigen Patienten vorbehalten. Alternativ können emphysematöse Lungenareale auch durch endoskopische interventionelle Verfahren (durch Implantation von Ventilen, durch die Verwendung von Schaum oder durch Verkochung von Gewebe) ausgeschaltet werden.

Prognose

Chronische Bronchitis. Bei konsequentem Rauchverzicht ist die chronische Bronchitis heilbar. Wird weiter geraucht, geht sie in 20 % der Fälle in die COPD über.

COPD. Die 5-Jahres-Überlebensrate der COPD liegt unter 35 %. Bei absolutem Rauchverzicht und konsequenter medikamentöser Dauertherapie ist die Lebenserwartung höher.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Atemtechnik. Das Erlernen spezieller Atemtechniken (z. B. der Lippenbremse) sowie atemerleichternder Körperhaltungen (z. B. Kutschersitz oder Torwartstellung) ist hilfreich und nötig.

  • Kutschersitz: Hierbei setzen Sie sich leicht nach vorn gebeugt auf einen Stuhl. Mit den Unterarmen bzw. mit den Ellenbogen stützen Sie Ihren Oberkörper auf den leicht gespreizten Oberschenkeln ab.
  • Torwartstellung: Sie stehen mit leicht gespreizten Beinen, beugen sich leicht nach vorn und stützen sich mit den Händen auf die Oberschenkel.
  • Lippenbremse: Sie atmen langsam und dosiert gegen den Widerstand Ihrer gespitzten und locker aufeinanderliegenden Lippen aus. Auf diese Weise entsteht bei der Ausatmung eine leichte (Luft-)Druckerhöhung in der Mundhöhle. Dieser erhöhte Druck setzt sich bis in die kleinsten Bronchiolen hinein fort, sodass diese nun nicht mehr zusammenfallen können und mehr Luft ausgeatmet wird. Auch langsames Einatmen mit nachfolgendem Luftanhalten kann helfen.

Rauchstopp. Bagatellisieren Sie Ihren Raucherhusten nicht, sondern machen Sie sich bewusst, dass er nur einen Prozess einleitet, an dessen Ende Sie im Extremfall kaum mehr in der Lage sein werden, richtig zu atmen – und damit eine dramatische Einbuße Ihrer Lebensqualität erleben. Die Konsequenz kann dann nur sein, umgehend mit dem Rauchen aufzuhören! Trotz verbesserter Möglichkeiten zur Therapie der COPD ist und bleibt der sofortige, lebenslange Verzicht auf das Rauchen die einzig wirksame Maßnahme, um die fortschreitende Zerstörung der Lunge aufzuhalten. Dies gilt auch dann, wenn die medikamentösen und physiotherapeutischen Maßnahmen konsequent umgesetzt werden. Gelingt es nicht, das Rauchen ohne therapeutische Hilfe aufzugeben, ist die Teilnahme an einem Rauchentwöhnungsprogramm sinnvoll. Auch medikamentös, z. B. mithilfe von Nikotinkaugummi, lässt sich die Entwöhnung unterstützen. Passivrauchen ist ebenfalls gefährlich. Deshalb sollten verqualmte Räumlichkeiten gemieden werden, und der COPD-Patient muss darum bitten, dass in seiner Gegenwart nicht geraucht wird.

Sport. Regelmäßige körperliche Bewegung, z. B. in einer Lungensportgruppe, unter ärztlicher Anleitung ist wichtig, denn die medikamentöse Therapie reicht allein meist nicht aus, um eine Verschlechterung der körperlichen Situation von COPD-Patienten aufzuhalten. Lungenkranke Patienten, insbesondere mit COPD, fühlen sich durch die Atemnot oft in ihrer körperlichen Aktivität gebremst. Aus Angst vor Atemnot kommt die Bewegung immer mehr zu kurz und die Betroffenen tragen selbst nicht mehr dazu bei, die Atemmuskulatur zu stärken und die körperliche Leistungsfähigkeit zu verbessern. Informieren Sie sich deshalb frühzeitig über Lungensport-Kurse in Ihrer Umgebung.

Disease-Management-Programme. Erkundigen Sie sich bei Ihrer Krankenkasse nach der Teilnahme an einem Disease-Management-Programm (DMP), auch Chronikerprogramm genannt. Diese strukturierten Behandlungsprogramme helfen Ihnen dabei, Ihre Lebensqualität zu verbessern. Im Programm integriert sind regelmäßige Arzttermine mit Beratungsgesprächen und Untersuchungen sowie die Vermittlung von Hintergrundinformationen, z. B. durch Schulungen.

Prävention

Impfung. Lassen Sie sich impfen! Für COPD-Patienten empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die jährliche Grippeschutzimpfung sowie einen Impfschutz gegen Pneumokokken, dem häufigsten Erreger der bakteriellen Lungenentzündung. COPD-Patienten sind besonders anfällig für Komplikationen, die im Zuge einer Grippe-Erkrankung oder Lungenentzündung auftreten können.

Komplementärmedizin

Komplementärmedizinische Maßnahmen wie Akupunktur oder Homöopathie können die Beschwerden nur lindern, wenn das Rauchen aufgegeben wird. Sie dürfen nur ergänzend zur schulmedizinischen Therapie zum Einsatz kommen.

Phytotherapie. Das Gleiche gilt für pflanzliche Naturheilmittel mit schleimlösender Wirkung. Als hilfreich bewährt haben sich Extrakte aus getrocknetem Efeu (Hedera helix), Thymian (Thymus vulgaris), Pestwurz (Petasites hybridus) und Spitzwegerich (Plantago lanceolata). Alle haben eine bronchienerweiternde und schleimlösende Wirkung.

Die genannten Heilpflanzen sind rezeptfrei als Fertigarzneien erhältlich, sollten jedoch erst nach Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden, da Allergiegefahr besteht.

Weiterführende Informationen

  • www.leitlinien.net (Suchbegriffe COPD und chronische Bronchitis) – Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie (DGP) und der Deutschen Atemwegsliga e. V.
  • www.lungeninformationsdienst.de Hier beschreibt der Lungeninformationsdienst die Stadien und die Therapie der COPD.

Erkältung

Erkältung: Meist durch "Erkältungsviren" wie Rhino- und Coronaviren hervorgerufene Erkrankung der oberen Luftwege, die mit Schnupfen, Halsschmerzen, Heiserkeit, Husten und leichten Kopfschmerzen einhergeht. Sind die Beschwerden von Fieber begleitet, spricht man auch von einem grippalen Infekt.

Medikamente können den Krankheitsverlauf nicht abkürzen. Erkältungen heilen spontan.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Schnupfen und Husten
  • Halsschmerzen
  • Leichte Kopfschmerzen
  • Geringes Krankheitsgefühl
  • Eventuell Fieber.

Anzeichen für eine bakterielle Mitbeteiligung der Atemwege sind:

  • Gelb-grünliche Verfärbung des Nasensekrets oder Auswurfs
  • Starke Halsschmerzen, eitrige Gaumenmandeln
  • Starke Kopfschmerzen im Stirnbereich
  • Starkes Krankheitsgefühl
  • Hohes Fieber.

Wann zum Arzt

Am selben Tag bei

  • Anzeichen der bakteriellen Mitbeteiligung wie starkes Krankheitsgefühl, hohem Fieber und eitrigem Auswurf oder Nasensekret.

Nicht erforderlich bei

  • geringem und "üblichem" Krankheitsgefühl, aber zu erwägen, wenn zur Symptomlinderung rezeptpflichtige Medikamente gewünscht werden.

Die Erkrankung

Erkältungen treten häufig im Winter auf, besonders wenn sich viele Menschen in schlecht gelüfteten Räumen aufhalten. Die Schleimhäute der Atemwege sind durch die trockene Heizungsluft strapaziert, werden rissig, und so können Krankheitserreger leichter eindringen. Bei manchen Menschen entsteht eine Schädigung der Nasenschleimhaut durch eine reflektorische Minderdurchblutung, z. B. wenn sie mit nackten Füßen über kalte Böden gehen oder sich bei Regen nasse Füße holen. Die Viren, die in feinsten "Sprühnebeln" von Mensch zu Mensch fliegen, beispielsweise beim Husten, Niesen oder Sprechen, haben nun leichtes Spiel. Sehr häufig werden sie auch über das Händeschütteln bei der Begrüßung übertragen und weiter verteilt.

Schnupfen, Halsschmerzen, leichte Kopfschmerzen und Husten sind typische Beschwerden bei der Erkältung. Das Krankheitsgefühl ist nicht sehr ausgeprägt, dennoch fühlen sich Betroffene wenig leistungsfähig. Ein Besuch beim Arzt ist in der Regel nicht notwendig und die Erkrankung heilt nach wenigen Tagen von selbst. Der Volksmund sagt: "Eine Erkältung kommt 3 Tage, bleibt 3 Tage und geht 3 Tage." Oder auch: "Mit Arzt dauert sie sieben Tage, ohne Arzt eine Woche." Medikamente beeinflussen die Krankheitsdauer nicht, machen aber die Beschwerden erträglicher.

Komplikation. Auf der durch Viren geschädigten Schleimhaut können sich leicht Bakterien ansiedeln, erkennbar an eitrigem (gelblich-grün verfärbtem) Auswurf beim Husten oder Nasensekret. Diese können die angrenzenden Strukturen erreichen und zu einer bakteriellen Bronchitis, Nasennebenhöhlenentzündung oder Mittelohrentzündung führen.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Bettruhe. Wenn Ihnen danach ist, sollten Sie sich schonen und im Bett bleiben. Und wenn nicht, sind ein Mittagsschlaf und ein ausreichender Nachtschlaf definitiv heilungsfördernd. Sorgen Sie für frische Luft im Schlafzimmer.

Viel trinken. Häufiges Trinken (mindestens 2 Liter am Tag) ist bei Erkältung das oberste Gebot. Trockener Reizhusten wird erträglicher, wenn Sie Mund und Hals durch Hustenbonbons und reichliche Zufuhr warmer Getränke gut befeuchten. Viele Leute kennen ein eigenes "Erkältungsgetränk", auf das sie schwören: z. B. heiße Milch mit Honig, Erkältungstee, heißes Zitronenwasser, heißer Holunderbeersaft, mit Wasser aufgebrühter frischer Ingwer oder auch heiße Bouillon. Besonders eignen sich Kräutertees, allerdings in etwas anderer Zusammensetzung, z. B. aus Spitzwegerichkraut, Süßholzwurzel, Thymiankraut und Fenchelfrüchten. Zum Süßen bietet sich Fenchelhonig an, der für seinen den Husten lockernden Effekt bekannt ist.

Gurgeln. Gurgeln hilft bei Halsschmerzen. Zum Gurgeln wird unverdünnter, ungesüßter Tee (etwa Salbei oder Thymiantee) oder eine Essenz verwendet – etwa die entzündungshemmend wirkende Calendula-Essenz. Geben Sie 10–15 Tropfen in ein halbes Glas lauwarmes Wasser und gurgeln Sie 1–5 Minuten lang. Sie können das Gurgelwasser bei Halsschmerz ruhig den Hals hinunterlaufen lassen.

Inhalieren. Besonders bei Mitbeteiligung der Nasennebenhöhlen sind Dampfinhalationen mit heißem, fast kochendem Wasser mit oder ohne Zusatz von Kochsalz (ein Esslöffel Salz auf einen Liter Wasser) oder ätherischen Ölen wie z. B. 2–3 Tropfen Eukalyptusöl wirkungsvoll.

Praxistipp: Entscheidend ist, dass der heiße Dampf tatsächlich in die Nase dringt, deshalb das Handtuch so tief wie möglich herunterhängen lassen, sodass es gerade noch möglich ist einzuatmen. Alternativ bietet sich ein Dampfinhalator an, den Sie in Ihrer Apotheke oder im Sanitätshaus für wenig Geld kaufen können.

Hinweis: Ätherische Öle dürfen nicht im Gesichtsbereich von Säuglingen und Kleinkindern angewendet werden. Dies betrifft besonders Präparate, die Eukalyptusöl, Menthol und Kampfer enthalten

Komplementärmedizin

Phytotherapie. Heilkräuter wirken vor allem zur Beruhigung der Schleimhäute, d. h. auch bei Sekretstau sowie bei Mitbeteiligung der Nasennebenhöhlen. Ferner sind Heilkräuter verfügbar, um die Abwehrkräfte zu stärken. Zur Schleimlösung bewährt haben sich Präparate mit Inhaltsstoffen von Eukalyptus, Myrtol, Thymian sowie Mischextrakte:

  • Eukalyptusöl gibt es auch in Form von Kapseln. Es wird schnell in den Blutkreislauf aufgenommen und zu den Atemwegen transportiert, wo es dann zur Erleichterung der Nasenatmung beiträgt.
  • Myrtol ist ein ätherisches Öl, das u. a. aus je 25 % Limonen und Cineol (dem Hauptbestandteil des Eukalyptusöls) besteht.
  • Thymian regt die Sekretabgabe in den Bronchien an und aktiviert die Flimmerhärchen in den Atemwegen. Außerdem wirkt Thymian krampflösend, was den Hustenreiz lindert.
  • Mischextrakte: In einer Doppelblindstudie hat sich das Mischtrockenextrakt BNO 1016 bei akuter Rhinosinusitis bei Mitbeteiligung der Nasennebenhöhlen als wirksam erwiesen. BNO enthält als Ampferkraut, Eisenkraut, Enzianwurzel, Holunderblüten und Schlüsselblumenblüten. Als Nebenwirkung treten am häufigsten Magen-Darm-Beschwerden auf.

Zur Verbesserung der Abwehrkräfte ist die Einnahme von Echinazin-Präparaten zu erwägen. Die Wirkstoffe des Sonnenhuts stimulieren offenbar das Immunsystem. Eine große Studie kommt zum Ergebnis, dass das Risiko des Auftretens von (weiteren) Nasennebenhöhlenentzündungen deutlich sinkt. Auch soll die Dauer zukünftiger Erkältungen verkürzt sein. Diese Effekte konnten aber von anderen Studien nicht erhoben werden, sodass der Einsatz von Echinazin-Präparaten weiter in Diskussion ist. Auch ist immer noch unklar, welche der 3 pharmazeutisch genutzten Sonnenhut-Arten Echinacea purpurea, Echinacea angustifolia und Echinacea pallida die wirksamste ist.

Hinweis: Vorsicht bei den genannten Präparaten bei der Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren. Beachten Sie bitte die Packungsbeilagen.

Leichte Schmerzmittel wie Paracetamol, Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen lindern Kopf- und Gliederschmerzen und fördern – vor dem Einschlafen genommen – die Nachtruhe. Viel Schlaf und, nach Besserung des Befindens, Spaziergänge an der frischen Luft unterstützen die Genesung.

Homöopathie. Neben der Gabe von Akutmitteln wie Belladonna, Bryonia, Gelsemium oder Nux vomica hält die Homöopathie auch Komplexmittel wie Eupatorium Oligoplex und Echinacea Oligoplex bereit, die die körpereigene Abwehrkraft steigern und so die akute Krankheitsphase verkürzen.

Brustwickel. Auch Brustwickel mit Zwiebeln oder Thymian können Linderung für Kinder und auch Erwachsene bringen. Sie fördern die Durchblutung und Schleimlösung im Brustraum. Als Innentuch verwenden Sie am besten ein auf etwa 40 cm Breite gefaltetes, großes Leinentuch. Das Tuch sollte so breit sein, dass es vom unteren Rippenbogen bis unter die Achseln reicht. Die Länge wählen Sie so, dass die Brust ganz umschlossen wird. Legen Sie das Innentuch möglichst faltenfrei auf und decken Sie es dann mit einem etwas breiteren Zwischentuch ab. Wickeln Sie nun das Außentuch (etwa ein Frottee- oder Wolltuch) um die Brust. Am besten wählen Sie das Außentuch etwas schmaler als das Zwischentuch, damit es nicht auf der Haut juckt. Ziehen Sie das Außentuch stramm um den Brustkorb – der Gewickelte sollte aber noch ungehindert atmen können und sich wohl fühlen! Befestigen Sie das Außentuch abschließend mit Sicherheitsnadeln.

Thymian-Wickel. Übergießen Sie 1 Esslöffel Thymian mit kochendem Wasser, lassen Sie das Gemisch 10 Minuten ziehen und seihen Sie es ab. Tränken Sie das Innentuch mit dem Thymiantee und wringen Sie es so lange aus, bis es nicht mehr tropft. Lassen Sie den Wickel für 30–60 Minuten einwirken.

Ärztliche Behandlung

Da der Verlauf einer Erkältung kaum abzukürzen ist, konzentriert sich die (schulmedizinische) Therapie auf die Linderung der Beschwerden. Sowohl gegen trockenen Reizhusten, wie er zu Beginn einer Erkältung vorherrscht, als auch zum Lösen des zähen Schleims, der einige Tage später dominiert, gibt es Medikamente.

Hustenstiller (Antitussiva). Abhilfe bei trockenem Husten versprechen Hustenstiller: Medikamente mit verschiedener Wirkweise, die den Hustenreiz abschwächen. Es gibt stärker wirksame rezeptpflichtige und schwächer wirksame rezeptfreie Hustenstiller. Außerdem kommen pflanzliche Mittel zum Einsatz, die die oberen Atemwege mit einem Schutzfilm auskleiden, der den Husten lindert. Die Einnahme von Hustenstillern ist vor allem abends sinnvoll, um einen ruhigen Nachtschlaf zu erzielen. Bei "lockerem", also schon "produktivem" Husten muss man allerdings abwägen, ob sich Hustenstiller noch lohnen. Denn Schleim bildet einen guten Nährboden für Bakterien, daher ist es besser, möglichst viel davon abzuhusten, statt den Hustenreiz zu unterdrücken.

  • Die rezeptpflichtigen Hustenstiller wirken am stärksten und sind in der Regel gut verträglich. Man sollte sie anwenden, wenn der Husten sehr quälend ist, schmerzt und vom Schlafen abhält: Codein und Dihydrocodein unterdrücken den Hustenreiz, der vom Gehirn ausgeht, dämpfen aber auch den Atemantrieb, weswegen sie bei Lungenkrankheiten (z. B. Asthma) nicht eingenommen werden dürfen. Sie sind chemisch mit Opium verwandt und müssen deshalb vom Arzt verschrieben werden, verursachen jedoch keine Abhängigkeit. Sie machen müde, können das Reaktionsvermögen einschränken und sollten nicht mit Alkohol, Antihistaminika oder Schlafmitteln kombiniert werden. In höheren Dosen verursachen sie Verstopfung.
  • Die frei verkäuflichen Hustenstiller sind in ihrer Wirkstärke den rezeptpflichtigen Hustenstillern deutlich unterlegen. Ob sie aus wissenschaftlicher Sicht überhaupt wirksam sind, wird unterschiedlich beurteilt. Viele Betroffene machen aber gute Erfahrung mit ihnen. Dextromethorphan ist vergleichsweise wirksam und wird häufig empfohlen, darf aber erst ab 12 Jahren angewendet werden. Es ist chemisch ähnlich aufgebaut wie die rezeptpflichtigen Hustenstiller, beeinträchtigt aber das Reaktionsvermögen nicht so sehr, weil es nicht an Opioid-Rezeptoren bindet. Als Nebenwirkungen treten gelegentlich Müdigkeit, Schwindel, Magen- und Darmbeschwerden auf.
  • Die pflanzlichen Hustenstiller, z. B. Spitzwegerich oder Isländisch Moos, wirken beruhigend, indem sie einen schützenden Schleimfilm über die gereizte Atemwegsschleimhaut legen. In Form von Lutschpastillen hüllen sie die Hustenrezeptoren des Rachens in ein Speichel-Sirup-Gemisch und dämpfen so während ihrer Verweildauer im Mund gut den Hustenreiz.

Schleimlöser (Expektoranzien). Nach den ersten Tagen einer Erkältung beginnt sich der festsitzende Schleim langsam zu lösen. Jetzt gilt es Hustenstiller abzusetzen, damit das wichtige Abhusten des Sekrets nicht erschwert wird. Es werden über den Auswurf nämlich auch Krankheitserreger hinausbefördert. So wird die Gefahr verringert, dass die Erkrankung sich verschlimmert, z. B. durch hinzukommende andere Keime. Diese Selbstreinigung und das Abhusten der Bronchien unterstützen Schleimlöser, die den Schleim weiter verflüssigen. Schleimlöser wirken dann, wenn der Flüssigkeitshaushalt des Körpers stimmt.

Ihre therapeutische Wirksamkeit im Sinne einer Verkürzung der Krankheitsdauer ist zwar nicht 100 % nachgewiesen, aber dennoch werden sie gerne verwendet, da sie zumindest unterstützend wirken. Ambroxol und Acetylcystein sind die für diesen Zweck am häufigsten eingesetzten Substanzen.

  • Ambroxol regt die Drüsenzellen der Bronchialschleimhaut an, mehr Sekret zu bilden, wodurch der Schleim verflüssigt wird. Allerdings kann es Magen-Darm-Beschwerden, allergische Haut- und Schleimhautreaktionen oder Atemnot verursachen.
  • Acetylcystein verflüssigt den Schleim, wodurch er leichter abgehustet werden kann. In seltenen Fällen führt es zu Kopfschmerzen, Ohrgeräuschen oder Magen-Darm-Beschwerden sowie allergischen Reaktionen an Haut und Atemwegen.
  • Daneben gibt es auch pflanzliche Hustenlöser, z. B. mit Inhaltsstoffen von Efeu oder Thymian.

Efeublätterextrakt setzt die Oberflächenspannung der Flüssigkeit, die die Lungenbläschen bedeckt, herab. Festsitzende Sekrete werden dadurch verflüssigt. Außerdem wirkt Efeu hustendämpfend, krampflösend und entzündungshemmend. Efeublätterextrakt ist sehr gut verträglich und hat keine bedeutenden Nebenwirkungen.

Thymian fördert aufgrund seiner ätherischen Öle den Auswurf, indem die Lungenzellen angeregt werden, dünnflüssiges Sekret abzugeben, und die Flimmerhärchen der Atemwege sich schneller bewegen. Thymian wirkt in den Bronchien krampflösend, was zusätzlich den Hustenreiz lindern kann. Dieses Medikament ist nicht geeignet für Kinder unter 2 Jahren und für Asthmatiker.

Hinweis: Hustenstiller und Schleimlöser dürfen nicht zusammen angewendet werden, da sie sich gegenseitig in ihrer Wirkung blockieren. Beachten Sie in jedem Fall den Beipackzettel des von Ihnen gewählten Medikaments. Es gibt diverse Gegenanzeigen (Anwendungsverbote) z. B. für Säuglinge und Kleinkinder, bestimmte chronisch Kranke und Schwangere.

Schmerzmittel. Leichte Schmerzmittel wie Paracetamol, Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen lindern Kopf- und Gliederschmerzen und fördern – vor dem Einschlafen genommen – die Nachtruhe. Paracetamol und Ibuprofen werden bei Kindern bevorzugt, da Acetylsalicylsäure erst für Kinder ab 12 Jahren zugelassen und sicher ist.

Nasenmittel. Gegen laufende oder verstopfte Nasen helfen abschwellende Nasentropfen und Nasenduschen.

Antibiotika. Sinnvoll ist eine Antibiotika-Therapie bei Erkältung nur, wenn sich aufgrund der angeschlagenen Abwehrlage zusätzlich Bakterien in den Atemwegen ausbreiten (siehe oben).

Prävention

Abwehr stärken. Regelmäßige Saunagänge und Kneipp-Anwendungen wie tägliches Wechselduschen, aber auch regelmäßiges Trockenbürsten, etwa nach dem kalten Abduschen, sind bewährte Maßnahmen zur Steigerung der Immunabwehr. Ansonsten scheinen die körpereigenen Abwehrkräfte auch von regelmäßigen Entspannungsübungen (z. B. Autogenes Training, Yoga, Qigong) zu profitieren. Bei chronischen Erkältungskrankheiten helfen auch Wechselfußbäder. Tauchen Sie dazu beide Füße zweimal hintereinander abwechselnd in eine Wanne mit warmem Wasser und kaltem Wasser, anschließend ziehen Sie warme Wollsocken an.

Weiterführende Informationen

Grippe

Grippe (Influenza, "echte" Grippe): Infektion, hervorgerufen durch das Influenzavirus (Myxovirus influenzae) A, B oder C (mit zahlreichen Subtypen).

In 80 % der Fälle zeigen sich keine oder nur leichte Erkältungsbeschwerden. Ansonsten beginnt eine "echte" Grippe plötzlich und heftig mit hohem Fieber, ausgeprägtem Krankheitsgefühl, Kopf- und Gliederschmerzen, Schnupfen, Halsschmerzen und trockenem Husten.

Gefährlich ist die Grippe für Personen mit geschwächtem Immunsystem, für ältere Menschen und Patient*innen mit Vorerkrankungen. Sie machen das Gros der jährlichen ca. 5000–8000 Grippetodesfälle in Deutschland aus. Die Häufigkeit der influenzabedingten Todesfälle schwankt jedoch von Saison zu Saison stark. So starben in der Grippesaison 2014/15 nach Angaben des Robert Koch-Instituts geschätzt 21300 Menschen in Deutschland an den Folgen einer Influenza, in der Grippesaison 2011/12 dagegen etwa 2400.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Plötzlicher Krankheitsbeginn mit Frösteln
  • Rasch auftretendes Fieber (über 38,5 °C)
  • Kopf-, Glieder- und Muskelschmerzen
  • Müdigkeit, starkes Krankheitsgefühl
  • Husten mit keinem oder wenig Auswurf
  • Manchmal Schnupfen, Halsschmerzen.

Wann in die Arztpraxis

Am selben Tag, wenn

  • das hohe Fieber länger als 2–3 Tage anhält oder nach Abfall der Temperatur erneut ansteigt (bakterielle Zweitinfektion).
  • ein Baby Grippesymptome zeigt.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Influenzaviren werden beim Husten, Niesen oder Sprechen freigesetzt und gelangen so über kleinste Tröpfchen in die Atemwege anderer Menschen. Direkter körperlicher Kontakt wie Umarmen oder Händeschütteln verbreitet die Viren ebenfalls. Zudem werden die Erreger durch das Anfassen von Türklinken oder Haltegriffe in Bussen und Bahnen leicht auf andere Menschen übertragen. Ansteckend ist Grippe schon 24 Stunden vor Auftreten der Beschwerden und bleibt es bis zu 7 Tage nach Erkrankungsbeginn.

Klinik

Das klinische Bild einer Influenzaerkrankung reicht von unbemerkter Infektion bis zu einem schwersten Verlauf mit tödlichem Ausgang. 1–3 Tage nach Ansteckung treten die klassischen Beschwerden der Grippe auf: plötzlicher Beginn mit hohem Fieber (mehr als 38,5 °C), Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, zunächst trocken-schmerzhafter Husten, Schnupfen und starkes Krankheitsgefühl. Neben den geschilderten Beschwerden können auch Halsschmerzen, Lichtscheu oder Bindehautentzündungen auftreten. Bei Säuglingen und Kleinkindern finden sich grippebedingt auch Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit oder Erbrechen. Das Fieber hält meist 2–3 Tage an. Wenn es nach Temperaturabfall erneut ansteigt, kann eine zusätzliche Infektion mit anderen Erregern – meist Bakterien – vorliegen.

Komplikationen

Gefährliche Komplikationen sind die Influenzapneumonie (Grippelungenentzündung) und Entzündungen des Herzmuskels oder des Gehirns, die sogar tödlich enden können. Ausgedehnte Schädigungen der Schleimhäute durch die Viren führen teilweise zu zusätzlichen bakteriellen Lungenentzündungen. Der infektbedingte Blutdruckabfall kann vor allem beim Aufstehen zu Schwindel und Schwarzwerden vor Augen führen. Nach einer Grippe halten die Müdigkeit und Schwäche zum Teil wochenlang an; die Genesung ist typischerweise verzögert. Komplikationen können auch bei sonst gesunden Erwachsenen auftreten, betreffen aber vor allem Menschen mit Grundkrankheiten wie chronischen Herz- oder Lungenerkrankungen, Diabetes, Immundefekten sowie Kinder bis 4 Jahre oder Erwachsene über 65 Jahre.

Diagnosesicherung

Während einer Grippewelle fällt der Ärzt*in die Diagnose durch die typischen Grippebeschwerden mit plötzlichem Erkrankungsbeginn, Schüttelfrost, hohem Fieber, trockenem Husten, Muskel- und Kopfschmerzen sehr leicht. In Zweifelsfällen dient der Influenza-Schnelltest der schnellen orientierenden Diagnose, insbesondere auch vor einer geplanten antiviralen Therapie. Dazu werden Nasensekret oder ein Abstrich aus der Rachenschleimhaut entnommen und im Schnelltest untersucht. Ein positives Ergebnis im Schnelltest hat vor allem während einer Grippewelle einen hohen Aussagewert. Im späteren Verlauf der Erkrankung ist der Schnelltest jedoch häufig falsch-negativ. Dann kann die Infektion noch gut labordiagnostisch anhand des direkten Nachweises von Virus-Antigenen aus Nasen- oder Rachensekret per PCR bestätigt werden.

Behandlung

Bei einem unkomplizierten Verlauf bei ansonsten gesunden Erwachsenen reicht es, die Beschwerden zu lindern (Schmerzmittel, eventuell Fiebersenkung) und auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten. Bei schlechtem Allgemeinzustand wird die Behandlung im Krankenhaus notwendig.

Pharmakotherapie

Neuraminidasehemmer. Als Medikamente, die speziell gegen das Influenza-Virus wirken, kann die Ärzt*inNeuraminidasehemmer (Zanamivir, z. B. Relenza®, und Oseltamivir, z. B. Tamiflu®) verschreiben, die gleichwertig sind und entweder als Kapsel oder Lösung (Oseltamivir) oder als Inhalation (Zanamivir) verabreicht werden.

Werden Neuraminidasehemmer bis spätestens 48 Stunden nach Krankheitsbeginn eingenommen, verkürzen sie die Dauer der Grippe bei zuvor gesunden Erwachsenen um etwa einen Tag. Dieser Effekt ist aber genauso wie ein weiterer, nämlich die Verhütung von Komplikationen der unteren Atemwege wie die erwähnte Influenzapneumonie, umstritten. Bei Kindern sind Neuraminidasehemmer leider nur wenig wirksam (die Gründe sind unbekannt).

So lange es für Neuraminidasehemmer noch keinen Ersatz gibt, empfehlen die Deutsche Gesellschaft für Virologie und die Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie weiterhin die rasche Behandlung mit Neuraminidasehemmern bei schwerkranken Influenzapatient*innen und bei Patient*innen mit erhöhtem Risiko für Komplikationen. Nach direktem Kontakt mit Influenzapatient*innen ist bei Risikopatient*innen und medizinischem Personal die vorsorgliche Einnahme von Neuraminidasehemmern zu erwägen

Nebenwirkungen von Neuraminidasehemmern sind Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen, gelegentlich grippeähnliche Symptome oder asthmatische Beschwerden. Sehr selten treten allergische Reaktionen, Leberfunktionsstörungen oder neurologische Störungen (Schlaflosigkeit, Nervosität) auf.

Antibiotika. Kommt es zusätzlich zu einer bakteriellen Zweitinfektion, werden Antibiotika zur Behandlung eingesetzt. Ein vorbeugender Einsatz von Antibiotika kann bei Risikopatient*innen (z. B. immungeschwächten Menschen) sinnvoll sein, um eine bakterielle Zweitinfektion zu verhindern.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Symptome lindern. Zur Behandlung einer Grippe dienen auch symptomatische Maßnahmen. Ruhe, frische Luft im Schlafzimmer und abgedunkelte Fenster machen die Situation erträglicher. Es ist wichtig, genügend zu trinken, d. h. mindestens 2 Liter pro Tag. Viele Leute kennen ein eigenes "Erkältungsgetränk", auf das sie schwören: z. B. heiße Milch mit Honig, Erkältungstee, heißes Zitronenwasser, heißer Holunderbeersaft, mit Wasser aufgebrühter frischer Ingwer oder auch heiße Bouillon. Darüber hinaus feuchten Dampfinhalationen die Schleimhäute an und helfen beim Abhusten von Sekret. Alternativ kann man versuchen, mit einer Salzwasserlösung (½ TL Kochsalz auf 1 große Tasse warmes Wasser) den Schleim in der Nase zu lösen, wodurch die Nasenatmung erleichtert wird, manchen Patient*innen hilft zum Schleimlösen auch die Benutzung einer Nasendusche (Weitere Tipps bei der akuten Bronchitis).

Geeignete Medikamente

Abschwellende Nasenmedikamente. Je nachdem, wie quälend die Beschwerden sind, empfehlen sich auch Medikamente zum Dämpfen des Hustens oder zum Abschwellen der Schleimhäute. Nasentropfen und -sprays lassen die Nasenschleimhaut abschwellen, wodurch Nase und Nasennebenhöhlen besser durchlüftet werden. Auf diese Weise lässt sich das Risiko einer Nasennebenhöhlenentzündung verringern. Nehmen Sie jedoch abschwellende Präparate nie länger als sieben Tage ein! Sonst droht die Nasenschleimhaut auszutrocknen und die Nase chronisch zu verstopfen.

Schmerzmittel. Leichte Schmerzmittel wie Paracetamol (z. B. Benuron®), Acetylsalicylsäure (z. B. Aspirin®) oder Ibuprofen lindern Kopf- und Gliederschmerzen und fördern – vor dem Einschlafen genommen – die Nachtruhe. Viel Schlaf und, nach Besserung des Befindens, Spaziergänge an der frischen Luft unterstützen die Genesung.

Schleimlöser. Bei Sekretstau empfiehlt die Naturheilkunde Präparate zur Schleimlösung (z. B. Gelomyrtol®). Myrtol ist ein ätherisches Öl, das u. a. aus je 25 % Limonen und Cineol (dem Hauptbestandteil des Eukalyptusöls) besteht. Seine Wirksamkeit bei Bronchitis und akuter Nebenhöhlenentzündung wurde in zwei Studien bestätigt. Eukalyptusöl gibt es auch in Form von Kapseln (z. B. Aspecton® Eukaps). Es wird schnell in den Blutkreislauf aufgenommen und zu den Atemwegen transportiert, wo es dann zur Erleichterung der Nasenatmung beiträgt. Eine weitere Alternative ist Thymian, das die Sekretabgabe in den Bronchien anregt und die Flimmerhärchen in den Atemwegen aktiviert. Außerdem wirkt Thymian auch krampflösend, was den Hustenreiz lindert.

Hinweis: Ätherische Öle dürfen nicht im Gesichtsbereich von Säuglingen und Kleinkindern angewendet werden. Dies betrifft besonders Präparate, die Eukalyptusöl, Menthol und Kampfer enthalten.

Komplementärmedizin

Nahrungsergänzungsmittel. Erkältungen sind nach aktuellen Forschungsergebnissen von einem niedrigen Zinkspiegel begleitet, wenn der Betroffene sich vegetarisch oder einseitig ernährt oder unter einer chronischen Darmerkrankung leidet (ob ein Zinkmangel generell besteht, ist dagegen umstritten). Diese Beobachtungen weisen darauf hin, dass bei Erkältungen Zink verbraucht wird und ein erhöhter Bedarf besteht. Eine aktuelle Auswertung mehrerer Studien hat gezeigt, dass die Einnahme von Zink die Schwere von Erkältungskrankheiten verringert und die Dauer der Symptome um 3–4 Tage verkürzt. Auch Grippe können Zinkpräparate vorbeugen. Noch ist allerdings unklar, in welcher Dosis Zink am besten wirkt und wie lange es eingenommen werden sollte. Eine aktuelle Untersuchung legt nahe, dass mehr als 75 mg Zinkacetat pro Tag einen krankheitsverkürzenden Effekt erzielen. Diese Dosis verringerte bei den Studienteilnehmern die Erkältungszeit um fast die Hälfte. Mit anderen Zinksalzen und ebenfalls einer Tagesdosis von über 75 mg verkürzte sich die Krankheitsdauer um 20 Prozent. Weniger als 75 mg erzielten hingegen keinen Effekt.

Möglicherweise wirkt sich auch eine "Stoßtherapie" mit Vitamin C (1000 mg pro Tag) günstig auf den Krankheitsverlauf aus, was aber ebenfalls umstritten ist.

Fußbäder. Wechselfußbäder können den Genesungsprozess unterstützen. Beide Füße werden zweimal hintereinander abwechselnd in eine Wanne mit warmem Wasser und kaltem Wasser getaucht, anschließend ziehen Sie warme Wollsocken an.

Phytotherapie. Ist das Krankheitsgefühl ausgeprägt, empfiehlt die Phytomedizin die frühzeitige Anwendung von Angocin Anti-Infekt®, das Extrakte von Kapuzinerkressenkraut und Meerrettichwurzel enthält. Bei diesen Inhaltsstoffen handelt es sich um Senfölglukoside. Sie wirken gegen einige Bakterien wie z. B. Staphylokokkus aureus oder E. coli ähnlich gut wie Standard-Antibiotika. Im Vergleich zu Antibiotika verursachen Senfölglukoside aber deutlich weniger Nebenwirkungen und sind daher besser verträglich.

Populär ist die Einnahme von Präparaten aus Sonnenhut (Echinacea purpurea, z. B. Echinacea-ratiopharm® Liquid oder Echinacin®). Der Wirkstoff soll die Aktivität des Immunsystems anregen. Inzwischen ist eine moderate Wirkung relativ sicher belegt.

Prävention

Impfung. Zur Vorbeugung wird die jährliche Grippeschutzimpfung empfohlen, die vorzugsweise im Oktober stattfinden sollte. Im Falle einer drohenden Epidemie kann die Impfung auch noch später nachgeholt werden. Die Impfung verhindert den Ausbruch der Erkrankung bei gesunden Menschen zu 75–80 %.

Die ständige Impfkommission STIKO empfiehlt die Grippeschutzimpfung:

  • Personen über 60 Jahren
  • Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit chronischen Krankheiten von Herz, Lunge, Leber, Niere, Diabetes oder Immundefekten sowie chronischen neurologischen Grunderkrankungen wie z. B. Multiple Sklerose
  • Schwangeren ab dem 4. Schwangerschaftsmonat, bei erhöhter gesundheitlichen Gefährdung infolge eines Grundleidens schon in der Frühschwangerschaft
  • Medizinischem Personal
  • Personen, die mit sog. Risikopersonen in einem Haushalt leben. Dies sind Menschen, bei denen aufgrund von Immundefekten oder einer dialysepflichtigen Niereninsuffizienz die Grippeimpfung nur reduziert wirksam ist
  • Beschäftigten in Einrichtungen mit umfangreichem Publikumsverkehr sowie Bewohnern von Alten- und Pflegeheimen
  • Personen mit direktem Kontakt zu Wildvögeln oder Geflügel, um problematische Doppelinfektionen zu vermeiden
  • Allen Personen, wenn eine Epidemie droht oder eine neue Erregervariante zu erwarten ist und der Impfstoff die neue Variante enthält.

Einer aktuellen Studie zufolge schützt die Grippe-Impfung auch vor einem Herzinfarkt. Davon profitieren sowohl Herzpatient*innen als auch Gesunde. Demnach sank bei geimpften Personen über 40 Jahren das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, um 20 Prozent.

Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Grippeimpfung.

Für Kinder zwischen 2 und 6 Jahren steht eine nasale Impfung zur Verfügung. Dabei wird ein Lebendimpfstoff in die Nase gesprüht und über die Schleimhaut aufgenommen. Die Wirksamkeit ist laut Studien sogar höher als bei der intramuskulären Verabreichung.

Ansteckung vermeiden. Als weitere Vorsorgemaßnahme sollten ungeimpfte Personen kleinen Kindern, Schwangeren, Grippekranken und Abwehrgeschwächten fernbleiben, also deren Nähe und erst Recht den Hände- und Hautkontakt strikt meiden.

Weiterführende Informationen

  • www.rki.de – Die Website des Robert Koch-Instituts bietet aktuelle Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Influenzainfektion

Lungenemphysem

Lungenemphysem (Emphysem, Lungenüberblähung): Überdehnung und Überblähung des Lungengewebes.

Im Laufe der Erkrankung gehen immer mehr Lungenbläschen und kleinste Bronchien zugrunde und werden durch für die Atemfunktion nutzlose Emphysemblasen ersetzt. Dadurch vermindert sich die Gasaustauschfläche und damit die gesamte Lungenfunktion. Dies äußert sich als Atemnot zunächst bei Belastung, später auch in Ruhe.

Betroffen sind vor allem langjährige Raucher, Männer häufiger als Frauen. Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie geht von etwa 1 Million Emphysemkranken in Deutschland aus. Die Erkrankung ist nicht heilbar, bei konsequentem Rauchverzicht kann ein Fortschreiten aber aufgehalten werden.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Husten
  • Kurzatmigkeit bei Anstrengung mit erschwerter Atemtätigkeit
  • Atemnot bei Belastung
  • Immer wiederkehrende Infekte oder Lungenentzündungen
  • Im fortgeschrittenen Verlauf Gewichtsabnahme.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • das Atmen bei Anstrengung ohne erkennbare Ursache (wie z. B. eine Erkältung) schwerfällt.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Dem Lungenemphysem liegt eine teilweise Zerstörung der Lungenbläschen und feinsten Bronchien zugrunde, dadurch reduziert sich die beim Gesunden ca. 200 m2 große Fläche zum Gasaustausch zwischen Blut und Luft. Die Zerstörung des Lungengewebes umfasst auch die Schädigung der elastischen Fasern, die die kleinen Atemwege bei der Ausatmung offen halten. Das führt auch zum Kollaps der kleinen Bronchiolen. Die Luft kann nur teilweise abgeatmet werden, was allmählich zur Überblähung der Lunge führt.

Durch die Überblähung wird das Zwerchfell tiefer in Richtung Bauchraum gedrückt, das Brustbein und die Brustwirbelsäule wölben sich nach außen, die Rippen stellen sich waagerecht: dieser so genannte Fassthorax (Thorax = Brustkorb) ist ein Zeichen für ein fortgeschrittenes Lungenemphysem. Dabei ist der gesamte Brustkorb steifer, die Einatmung erfolgt nicht durch die Zwischenrippenmuskulatur und das Zwerchfell, sondern fast nur noch durch das Zwerchfell. Dies führt zu einer erschwerten Einatmung.

Ursachen und Risikofaktoren

Auslöser dieses lungenzerstörenden Prozesses ist ein Ungleichgewicht zwischen Faktoren, die das Lungengewebe schützen (wie das Alpha-1-Antitrypsin), und solchen, die das Gewebe angreifen, allen voran der Tabakrauch. Aber auch langjährige Asthmatiker und von chronischer Bronchitis Betroffene entwickeln nicht selten ein ausgeprägtes Lungenemphysem. Neueren Untersuchungen zufolge gibt es auch eine genetische Ursache oder Mitursache: So soll das Gen PLAGL2 bei verstärkter Ablesung die Entstehung und das Voranschreiten eines Lungenemphysems begünstigen - und zwar auch ohne dass der Betroffene raucht.

Weniger häufig ist das Altersemphysem. Es ist durch die nach dem 5. Lebensjahrzehnt abnehmende Elastizität von Lunge und Brustkorb bedingt. Luftschadstoffe am Arbeitsplatz und Überdehnung des Lungengewebes in der Umgebung von schrumpfenden Narben oder operativ entferntem Lungengewebe sind seltene Gründe für ein Lungenemphysem.

Ebenso selten ist ein angeborener Alpha-1-Antitrypsin-Mangel (AAT-Mangel) die Ursache (betrifft 1 von 2000 Menschen). Alpha-1-Antitrypsin (AAT) ist ein in der Leber gebildetes Eiweiß, das die Lungenschleimhaut vor eiweißspaltenden Enzymen (Proteasen) schützt.

Verlauf

Die Folgen des Emphysems bleiben jahrelang verdeckt, bis eine kritische Grenze an zerstörtem Gewebe überschritten ist. Dann kommt es zunächst zum Sauerstoffmangel im Blut; bei Fortschreiten der Erkrankung auch zusätzlich zu erhöhtem Kohlendioxid, das nicht mehr ausreichend ausgeatmet werden kann. Die Patienten leiden ständig unter Atemnot.

Außerdem sind die Emphysemblasen Sammelbecken für Sekrete. Diese bilden einen idealen Nährboden für Bakterien und andere Infektionserreger und fördern die Entstehung hartnäckiger Atemwegsinfekte.

Komplikationen

Folgeerkrankungen des Lungenemphysems sind Lungenhochdruck und Rechtsherzbelastung sowie gelegentlich ein Spontanpneumothorax.

Diagnosesicherung

Die Diagnose ist möglich anhand von klinischem Untersuchungsbefund, Röntgenbild, CT, Lungenfunktion und gegebenenfalls Alpha-1-Antitrypsin-Bestimmung. Durch eine Blutgasanalyse kann das Ausmaß der Gasaustauschstörung genau gemessen werden.

Behandlung

Konservative Behandlung

Die Behandlungsmöglichkeiten sind begrenzt, da sich zerstörtes Lungengewebe nicht ersetzen lässt. Man kann aber durch striktes Nichtrauchen einen Stillstand der Erkrankung erreichen.

Folgende Maßnahmen unterstützen den endgültigen Rauchstopp:

Nikotinersatzpräparate können beim Abgewöhnen des Rauchens helfen. Ihre Wirkung beruht darauf, Entzugssymptome zu lindern, weil dem Körper auch ohne Zigarettenrauchen das gewohnte Nikotin zugeführt wird. Die verabreichte Dosis wird im Verlauf bis auf null reduziert.

  • Nikotinpflaster
  • Nikotinkaugummi
  • Nikotinlutschtabletten
  • Nikotinspray
  • Nikotinhaltige E-Zigarette.

Medikamente, die den Rauchstopp erleichtern sollen, sind die zur Tabakentwöhnung zugelassenen Präparate Bupropion oder Vareniclin. Diese verschreibungspflichtigen Medikamente enthalten kein Nikotin und wirken im zentralen Nervensystem. Ob sie für den jeweiligen Patienten in Frage kommen, muss ein Arzt entscheiden und die Behandlung auch überwachen.

Verhaltenstherapie zur Raucherentwöhnung wird in Einzel- oder Gruppenberatung angeboten. Dabei erlernt der Ex-Raucher z. B. mit dem Rauchverlangen umzugehen und Alternativen zu entwickeln, die die Belohnung "Zigarette" ersetzen. Anbieter findet man nach Postleitzahlgebieten sortiert unter www.anbieter-rauchberatung.de. Die Kosten für solche Kurse werden von manchen Krankenkassen bezuschusst.

Selbsthilfematerialien verschickt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BzgA auf Anfrage. Dort gibt es auch ein kostenloses Onlineprogramm, das den Ausstieg erleichtert, und eine kostenlose telefonische Beratung zur Motivation und Unterstützung.

Neben dem Nichtrauchen muss auf einen staubfreien Arbeitsplatz geachtet werden (Bäckereien und Schreinereien z. B. sind ungeeignet). Auch Smog und Passivrauchen sollten gemieden werden. Entzündungen der Lunge müssen konsequent behandelt werden und jährliche Impfungen gegen Grippe und alle 5–6 Jahre gegen Pneumokokken werden zur Vorbeugung von Infekten empfohlen.

Atemphysiotherapie kann durch das Training der Atemmuskulatur und Einüben spezieller Atemtechniken die körperliche Belastbarkeit steigern und die Atemnot lindern.

Inhalative Medikamente

Zur Behandlung der oft zusätzlich vorhandenen Atemwegsverengung verordnet der Arzt bronchienerweiternde Medikamente wie Anticholinergika wie z. B. Tiotropium oder Beta-2-Sympathomimetika wie z. B. Salmeterol als Spray. Reichen diese nicht aus, ist ein Versuch mit Theophyllin in Tablettenform möglich. Vor allem bei älteren Patienten muss man jedoch vorsichtig mit der Dosierung sein, da Theophylline Herzrhythmusstörungen verursachen können. In manchen Fällen wie bei einer stark asthmatischen Komponente oder einer komplizierenden Lungenentzündung hilft auch Kortisonspray.

Behandlung bei Alpha-1-Antitrypsin-Mangel

Bei einem schweren Alpha-1-Antitrypsin-Mangel kann dieses Eiweißmolekül als Konzentrat in wöchentlichen Infusionen zugeführt und damit die Erkrankung günstig beeinflusst werden. Infekte müssen rasch antibiotisch behandelt werden und Beschwerden, die durch Verengungen der Bronchien verursacht werden, folgen dem Therapieschema für Asthma.

Sauerstoff-Langzeittherapie

Bei schwerem Sauerstoffmangel im Blut ohne Kohlendioxidanstieg kann eine Sauerstoff-Langzeittherapie die Lebensqualität erheblich verbessern und die Überlebenszeit steigern. Die Gabe von Sauerstoff über mindestens 16 Stunden pro Tag hilft bei chronischen Erkrankungen, wenn die geschädigte Lunge dem Körper nicht mehr genug Sauerstoff zuführen kann. Dies wird zuvor mit einer Blutgasanalyse (BGA) geprüft.

  • Für Erkrankte, die die Wohnung nicht verlassen, kommt ein Sauerstoffkonzentrator infrage. Er benötigt nur eine Steckdose, ist unkompliziert in der Handhabung und ermöglicht einen Bewegungsspielraum von ~ 15 m.
  • Für Patienten, die viele Stunden außer Haus sein können, gibt es mobile Geräte, die bequem in einem Rucksack mitgeführt werden können. Der Sauerstoff wird meist über einen Nasenschlauch zugeführt.

Im ersten Jahr sind Kontrollen von Lungenfunktion und Blutgasen im Abstand von 8–12 Wochen nötig, danach halbjährlich.

Hinweis: Während der Therapie ist offenes Feuer (z. B. Rauchen, brennende Kerzen, Gasherd) tabu, denn es besteht Explosionsgefahr! Auch müssen die Geräte regelmäßig gereinigt werden, weil sich sonst gefährliche Bakterien wie z. B. Legionellen (Erreger der Lungenentzündung) im Gerät vermehren und in der Atemluft verteilen.

Bei Erschöpfung der Atemmuskulatur durch Überanstrengung und bei Anstieg der Kohlendioxidkonzentration im Blut kommt eine Heimbeatmung infrage. Sie wird nachts über Mund oder Nasenmaske zu Hause durchgeführt. Es gibt verschiedene Geräte zur Selbstbeatmung. Sie werden in einem Schlaflabor oder einer Lungenfachklinik auf die Bedürfnisse des Kranken eingestellt.

Operative Behandlung

Bei sehr großen Emphysemblasen oder bei häufigem Pneumothorax werden operative Maßnahmen erforderlich. Das geschädigte Lungengewebe wird dabei entfernt, um mehr Platz für die weniger betroffenen Lungenteile zu schaffen und die Atemmuskulatur zu entlasten. Dies kann im Rahmen eines chirurgischen Eingriffs oder einer Bronchoskopie geschehen. Bei den bronchoskopischen Verfahren kommen unter anderem Ventile, Spiralen oder Polymerschaum zum Einsatz. Da die bronchoskopischen Verfahren erst in den letzten Jahren entwickelt wurden, ist eine Nutzenbewertung zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich.

Im Endstadium eines Lungenemphysems bleibt in manchen Fällen nur noch die Lungentransplantation.

Prognose

Nur wer das Rauchen aufgibt, kann das Fortschreiten der Erkrankung aufhalten. Bei Rauchern mit Lungenemphysem sinkt die bei der Lungenfunktion gemessene wichtige Einsekundenkapazität jährlich um bis zu 90 ml, bei emphysemkranken Rauchabstinenzlern jedoch nur um etwa 30 ml. Die mittlere Lebenserwartung von Rauchern mit Emphysem ist deutlich verkürzt.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Tun, was guttut. Wenn Sie mit Ihrer Erkrankung zurechtkommen wollen, müssen Sie ein Gefühl dafür entwickeln, was Ihnen guttut und was nicht. Spazierengehen (auch wenn es nur ein paar Schritte sind), Familienangehörige oder Freunde treffen, arbeiten – versuchen Sie Ihre Einschränkungen und Möglichkeiten realistisch einzuschätzen und das zu praktizieren, was Ihnen guttut.

Bewegung. Körperliches Training verbessert bei Emphysempatienten das Allgemeinbefinden und erhält die Knochenmasse. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt ab, wie stark Sie sich belasten dürfen! Unter Umständen ist auch eine Sauerstoffversorgung während der körperlichen Belastung notwendig.

Atmung unterstützen. Atmerleichternde Maßnahmen wie der Einsatz der Lippenbremse helfen dabei, die Luft aus der Lunge auszuatmen. Hilfreich sind auch regelmäßige Klopf- und Vibrationsmassagen und das Erlernen von Entspannungstechniken.

Bei Untergewicht wird ein muskelaufbauendes Training sowie kalorienreiche Ernährung empfohlen.

Komplementärmedizin

Mit komplementärmedizinischen Verfahren kann die Zerstörung der Lungenbläschen weder aufgehalten noch rückgängig gemacht werden.

Ein sinnvoller Ansatzpunkt ist die Stärkung der Immunabwehr durch Bewegung, Kreislauftraining und eventuell zur Vorbeugung von Atemwegsinfekten (z. B. Nasennebenhöhlenentzündung).

Prävention:

Impfungen. Lungenemphysempatienten sind besonders anfällig gegen Infektionen. Sowohl die Grippe-Impfung als auch die Impfung gegen Pneumokokken sind deshalb bei ihnen besonders wichtig. Um Ansteckungen überhaupt aus dem Weg zu gehen empfiehlt es sich zudem, in der Erkältungszeit Menschenmengen möglichst zu vermeiden.

Weiterführende Informationen

  • www.sauerstoffliga.de – Deutsche Selbsthilfegruppe für Sauerstoff-Langzeittherapie e. V. (LOT): Informative Website mit Forum und vielen Tipps, z. B. zur Sauerstoffversorgung im Urlaub.
  • www.emphysem.de – Interessante Website der Deutschen Emphysemgruppe (Selbsthilfegruppe, Braunschweig): Mit Kontaktforum Betroffener, Adressenliste spezialisierter Kliniken in Deutschland und Österreich und Adressen von Selbsthilfegruppen.

Lungenentzündung

Lungenentzündung (Pneumonie): Entzündliche Erkrankung des Lungengewebes, die durch Bakterien, Viren oder Pilze ausgelöst wird. Sie betrifft häufig ältere oder geschwächte Menschen sowie Patienten mit Vorerkrankungen (z. B. chronische Lungenerkrankung, Herzinsuffizienz, herabgesetzte Immunabwehr). Die typischen Beschwerden sind Husten, eitriger Auswurf und Fieber. Lungenentzündungen sind meist gut mit Antibiotika behandelbar, erfordern aber oft eine Krankenhauseinweisung.

Wenn allergische, chemische oder physikalische Ursachen eine Lungenentzündung hervorrufen, spricht man von Alveolitis (Lungenbläschenentzündung) bzw. Pneumonitis. Mögliche Auslöser sind die Bestrahlung eines Lungentumors, die Inhalation von Reizgasen und die Behandlung mit manchen Chemotherapeutika (Zytostatika).

Leitbeschwerden

  • Fieber
  • Husten, Atemnot
  • Schleimig-eitriger Auswurf
  • Eventuell Schmerzen beim Atmen durch begleitende Rippenfellentzündung
  • Kurzatmigkeit
  • Oft starke Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen
  • Allgemeine Abgeschlagenheit.

Wann zum Arzt

Am selben Tag bei oben genannten Beschwerden. Vor allem ältere Menschen, Patienten mit Diabetes oder anderen Vorerkrankungen und Raucher sollten früh zum Arzt gehen, während ansonsten gesunde Patienten tendenziell abwarten können, außer sie fühlen sich wirklich schlecht und abgeschlagen.

Die Erkrankung

Lungenentzündungen werden in über 90 % der Fälle durch Bakterien, seltener von Viren, Pilzen oder Parasiten verursacht. Die Entzündung erfasst die Lungenbläschen (Alveolen) und das umliegende Bindegewebe. Der Arzt unterscheidet:

Ambulant erworbene Pneumonie. Die „zu Hause“ oder „außerhalb des Krankenhauses“ ambulant erworbene Pneumonie von Menschen ohne Immunschwäche ist in der Regel gut durch Standardantibiotika behandelbar. Ambulant erworbene Pneumonien lassen sich in typische und atypische Formen einteilen:

  • Die typische Lungenentzündung (typische Pneumonie) wird am häufigsten durch Pneumokokken (Streptococcus pneunomiae) ausgelöst. Sie zeigt meist einen schweren Krankheitsverlauf mit hohem Fieber und Atemnot.
  • Erreger der atypischen Pneumonie sind Chlamydien, Mykoplasmen, Legionellen oder Viren. Sie heißen „atypisch“, weil der Krankheitsverlauf – zumindest anfangs – einhergeht mit nur leicht erhöhter Temperatur, trockenem Husten und oft unauffälligem Untersuchungsbefund. Manchmal zeigen sich flüchtige Hautveränderungen oder Gelenkschmerzen. Vor allem leicht verlaufende Infektionen mit Chlamydien, Mykoplasmen und Viren werden deshalb oft spät erkannt oder als hartnäckige Bronchitis fehlinterpretiert. Die Legionellose (Legionärskrankheit) ist eine wichtige umweltbedingte Infektionskrankheit. Der Erreger gelangt mit Wassertropfen, die feinst verteilt mit der Luft eingeatmet werden, in die Lunge. Legionellen kommen weltweit in schlecht gewarteten Klimaanlagen, Pflanzen-Berieselungsanlagen, Whirlpools und Wasserreservoirs vor. Die Erkrankung wird meist auf Reisen erworben. 90 % der Fälle zeigen einen asymptomatischen Verlauf, dagegen kommt es vor allem bei Risikopatienten zur gefährlichen Legionellenpneumonie. Es ist wichtig, die Infektionsquelle zu kennen und für deren Sanierung zu sorgen, um weitere Erkrankungen zu verhindern.

Nosokomial erworbene Pneumonie. In der Klinik, also nosokomial erworbene Pneumonien werden oft durch besonders aggressive Keime verursacht, die gegen übliche Antibiotika resistent sind. Diese multiresistenten Erreger (MRE, z. B. MRSA) sind auf dem Vormarsch. Sie stellen ein besonderes Risiko für Patienten im Krankenhaus dar, vor allem für jene mit einem geschwächten Immunsystem und lang dauernder künstlicher Beatmung, z. B. auf Intensivstationen.

Immunschwächebedingte Lungenentzündung, z. B. bei Patienten, die an Krebs, malignen Lymphomen, Leukämien oder AIDS erkrankt sind. Betroffen sind auch Patienten, die langfristig Kortison, Immunsuppressiva oder Zytostatika einnehmen müssen, sowie zu früh geborene Babys: Pilze und bestimmte Viren, die bei Gesunden keine Erkrankung hervorrufen, führen bei Menschen mit herabgesetzter Immunabwehr zu immunschwächebedingter Lungenentzündung. Die Diagnose „Lungenentzündung“ ist jedoch oft erschwert, da wegen der Grunderkrankung die klassischen Beschwerden der Lungenentzündung oft wenig ausgeprägt sind. Wird die Therapie jedoch erst spät begonnen, kann die Lungenentzündung tödlich enden.

Aspirationspneumonie. Nach dem falschen „Einatmen“ (Aspiration) von Magensaft oder Mageninhalt kommt es häufig durch Besiedelung von geschädigten Schleimhäuten mit Keimen des Magen-Darm-Trakts zu einer Lungenentzündung. Das Hauptrisiko für diese Aspirationspneumonie ist ein herabgesetzter Schluckreflex bei Bewusstseinsstörungen, z. B. durch Alkohol- und Drogenmissbrauch sowie bei Krampfanfällen, Narkose oder Schlaganfall.

Komplikationen. Als Komplikation droht neben Pleuraerguss und Rippenfellentzündung auch ein Lungenabszess. Er entsteht, wenn Lungengewebe durch die Bakterien eitrig einschmilzt und sich der entstandene Hohlraum mit Eiter füllt (Abszess). Der Abszess führt zu einem schleichenden Krankheitsverlauf mit Fieber, Nachtschweiß, Schwäche und Gewichtsverlust. Der Lungenabszess wird mit Antibiotika behandelt. Selten ist ein chirurgischer Eingriff erforderlich.

Das macht der Arzt

Der Arzt fragt nach Symptomen und Vorerkrankungen. Bei bakteriellen Lungenentzündungen sind bei der Einatmung oft typische Rasselgeräusche zu hören und die körperliche Untersuchung ergibt einen veränderten Klopfschall der Lunge beim Abklopfen. Im Zweifelsfall bestätigt das Röntgenbild des Brustkorbs die Verdachtsdiagnose einer Lungenentzündung. Der Arzt entscheidet anschließend, ob der Patient zu Hause mit einem Antibiotikum behandelt werden kann oder ob eine stationäre Aufnahme in ein Krankenhaus erforderlich ist.

Bei allen Patienten mit Lungenentzündungen wird noch am Tag der Diagnosestellung eine Antibiotika-Therapie begonnen. Die Unterscheidung von typischer und atypischer bzw. ambulant oder im Krankenhaus erworbener Pneumonie dient dazu, das richtige Antibiotikum auszuwählen. Bessern sich die Symptome nicht innerhalb weniger Tage, wird auf ein anderes Antibiotikum umgestellt.

Allgemeine Maßnahmen bei Lungenentzündung sind das Einstellen des Rauchens, körperliche Schonung und eine ausreichende Trinkmenge.

Bei schweren Lungenentzündungen mit einer Atemfrequenz über 30 pro Minute, Blutdruck unter 90 mmHg, Zeichen einer Nierenschwäche oder Verwirrtheit ist eine sofortige Einweisung ins Krankenhaus erforderlich; ebenso bei Risikopatienten mit Vorerkrankungen oder in höherem Lebensalter.

Prognose

Wenn keine Komplikationen auftreten, ist für ansonsten gesunde Patienten die Prognose gut, trotzdem sollte eine Lungenentzündung nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Immerhin ist die Lungenentzündung in den Industrieländern die häufigste tödlich verlaufende Infektionskrankheit. Besonders bei älteren Menschen muss wegen nicht immer eindeutiger Krankheitszeichen mit einem längeren Krankheitsverlauf und mit einem Flüssigkeitsmangel bei Fieber gerechnet werden.

Vorsorge

Die Vorbeugung gegen potentiell lebensgefährdende Lungenentzündungen empfiehlt der Haus- und Facharzt vor allem älteren Patienten ab 60 Jahren und chronisch Kranken in jedem Lebensalter. Die folgenden Maßnahmen sind alle effektiv und risikoarm:

  • die jährliche Grippeimpfung, da Grippe Lungenentzündungen begünstigt
  • die Pneumokokken-Impfung alle 5 Jahre
  • die Aufgabe des Zigarettenrauchens
  • bei starker Staubbelastung im Beruf konsequenter Atemschutz oder Tätigkeitswechsel

Lungenkrebs

Lungenkrebs (Lungenkarzinom, auch Bronchialkarzinom): Bösartiger Tumor der Bronchialschleimhaut und häufigste Krebserkrankung bei Männern, aber es erkranken auch immer mehr Frauen.

Rund 25 % aller Karzinome sind Lungenkarzinome. In Deutschland sterben pro Jahr ~ 45 000 Patienten an Lungenkrebs, er ist mit einem Anteil von 24 % die häufigste Krebstodesursache bei Männern und mit einem Anteil von 15 % die zweithäufigste bei Frauen1. Hauptrisiko für ein Lungenkarzinom ist das Rauchen. Etwa 90 % der Männer und 40 % der Frauen, die an einem Lungenkarzinom erkranken, haben aktiv geraucht. 20 Jahre täglich 20 Zigaretten zu rauchen erhöht das Lungenkrebsrisiko etwa um das 20-fache, aber auch Passivraucher sind gefährdet, z. B. wenn Familienangehörige Tag für Tag in der Wohnung rauchen oder im Büro geraucht werden darf. Schadstoffe am Arbeitsplatz wie Asbest, Quarz- und Nickelstäube sowie sonstige Luftschadstoffe sind für bis zu 15 % der Lungenkrebserkrankungen verantwortlich. Die Prognose des Lungenkarzinoms ist sehr schlecht und abhängig vom feingeweblichen Bau des Karzinoms sowie vom Tumorstadium zum Zeitpunkt der Diagnose.

Selten sind gutartige oder nur gering bösartige Tumoren wie das Bronchuskarzinoid, das von spezialisierten Zellen der Bronchialschleimhaut ausgeht. Es macht etwa 4 % aller Bronchialtumoren aus und kommt eher bei jungen Männern und Frauen vor.

Häufig sind dagegen Lungenmetastasen (Tochtergeschwülste anderer Krebsarten wie Nieren-, Darm- oder Brustkrebs). Sie weisen auf das fortgeschrittene Stadium des Ursprungstumors hin.

Symptome und Leitbeschwerden

Häufig keine Leitbeschwerden; wenn, dann:

  • Über Wochen anhaltender Husten
  • Aushusten von geringen Blutmengen, Speichel mit Blutauflagerungen oder geringem glasigem Auswurf
  • Eventuell Fieber, Gewichtsabnahme und nachts starkes Schwitzen (B-Symptomatik)
  • Durch Einwachsen des Tumors in benachbarte Regionen: Schluckbeschwerden, Heiserkeit; Schmerzen und Schwäche in Schulter und Arm; Zwerchfelllähmung.

Atemnot tritt auf, wenn große Bronchien ganz oder teilweise durch den Tumor zugeschnürt sind oder wenn ein Pleuraerguss aufgetreten ist. Als Komplikation kann es zu einer schweren Lungenblutung kommen, wenn ein großes Gefäß durch den Tumor zerstört wird.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • Husten ohne Zeichen eines Infektes länger als 3 Wochen anhält oder trotz guten Appetits sehr viel Gewicht verloren wird.

Die Erkrankung

Lungenkrebs ist ein bösartiger Tumor, der von der Bronchialschleimhaut ausgeht. Weltweit führt Lungenkrebs am häufigsten von allen Tumoren zum Tode, jährlich sterben daran 1 Million Menschen.

Risikofaktoren

Als Hauptrisikofaktoren sind gesichert:

  • Tabakrauch (~ 85 % der Fälle): Dauer und Menge bestimmen das Risiko (eine Zigarettenpackung täglich für ein Jahr zählt als ein "Packungsjahr" (packyear). Passivrauchen erhöht das Risiko für Lungenkrebs um den Faktor 1,3 bis 2,6, je nach inhalierter Rauchmenge.
  • Schadstoffe am Arbeitsplatz (~ 7 % der Fälle): Risikogruppen sind Arbeiter in gummiverarbeitender Industrie, Gießereien und Bergbau, Schweißer, Anstreicher und Arbeiter, die mit Asbest, Pestiziden oder Herbiziden umgehen. Zusätzliches Rauchen potenziert das Risiko.
  • Andere Ursachen wie z. B. Feinstaubbelastungen.

Formen

Nach dem feingeweblichen Aufbau unterscheidet man kleinzellige Lungenkarzinome (SCLC, small cell lung cancer) und nicht kleinzellige Lungenkarzinome (NSCLC = non SCL = non-small-cell lung cancer). Zu letzteren gehören vor allem das Plattenepithelkarzinom, das Adenokarzinom, das großzellige Karzinom sowie das Karzinoid. Die kleinzelligen Lungenkarzinome machen etwa 15 - 20 % der Krebsfälle aus. Sie neigen zu starkem Wachstum und früher Streuung in andere Organe und haben eine ungünstige Prognose. Die nicht kleinzelligen Lungenkarzinome kommen in etwa 80–85 % der Fälle vor. Sie verteilen sich auf verschiedenste Subtypen, von denen das Plattenepithelkarzinom und das Adenokarzinom (z. B. bronchio-alveoläres Karzinom) mit je zwei Fünftel der NSCLC die häufigsten sind. NSCLC sind die häufigsten Lungentumoren bei Nichtrauchern, streuen vergleichsweise spät und haben eine bessere Prognose.

Verlauf

Der wachsende Tumor führt manchmal zu Husten, ist aber lange Zeit symptomlos. Bei Zerstörung kleiner Kapillaren durch den Tumor kommt es zu Blutauflagerungen im Auswurf. Lungenkarzinome, die am Lungenrand sitzen, machen lange Zeit keine Beschwerden. Wenn sie in die Brustwand oder das Rippenfell hineinwachsen, verursachen sie Schmerzen. In späteren Stadien tritt Husten auf.

Bei Einwachsen des Tumors in den Bereich zwischen den beiden Lungen (Mediastinum) kann es durch Schädigung des Stimmbandnervs zu Heiserkeit kommen. Ist der Zwerchfellnerv betroffen, führt dies zu Atemnot und Schluckauf. Ein Übergreifen des Tumors auf den Herzbeutel zeigt sich in einem Erguss und einer akuten Rechtsherzinsuffizienz. Ein Einwachsen in die Speiseröhre verursacht Schluckstörungen.

Die Tumoren befallen früh die Lymphknoten der betroffenen Region. Auf dem Blutweg gelangen Metastasen v. a. in Leber, Gehirn, Nebennieren und Skelett. Hirnmetastasen führen zu Schwindel, Kopfschmerzen, Krampfanfällen und Lähmungserscheinungen. Skelettmetastasen verursachen Knochenbrüche und Schmerzen, Lebermetastasen Verdauungsbeschwerden und Gelbsucht.

Diagnosesicherung

Bei Verdacht auf ein Lungenkarzinom dient eine Vielzahl der nötigen Untersuchungen nicht nur der Diagnosesicherung, sondern auch zur Klärung der der Tumorform, seiner Ausbreitung und die Möglichkeiten der Operabilität.

Bildgebende Diagnostik. Bei Verdacht auf Lungenkrebs veranlasst der Arzt Röntgenaufnahmen der Lunge. Tumoren zeigen sich u. a. als Rundherde in der Lunge, als Verdichtungen des Lungengewebes oder als Atelektase (nicht belüfteter Lungenabschnitt) infolge einer Bronchusverlegung.

CT und Bronchoskopie erhärten die Verdachtsdiagnose eines malignen Tumors. Knochenszintigrafie und Ultraschall von Bauch und Leber dienen dem Nachweis von Metastasen.

Biopsie. Eine Gewebeprobe (Biopsie) muss zur Bestimmung des feingeweblichen Aufbaus aus dem Tumor entnommen werden. Hiervon hängt die weitere Behandlung ab. Der Arzt entnimmt die Gewebeprobe entweder im Rahmen einer Bronchoskopie oder durch die operative Entfernung eines vergrößerten Lymphknotens.

Bluttests. Tumormarker im Blut sind für die Diagnose bedeutungslos. Eine Ausnahme ist die neuronspezifische Enolase (NSE), die recht zuverlässig auf ein kleinzelliges Lungenkarzinom hinweist. Ansonsten spielen Tumormarker beim Lungenkarzinom eher eine Rolle bei der Verlaufsbeobachtung.

Behandlung

Bei der Behandlung des Lungenkarzinoms werden je nach Größe, Differenzierungsgrad und Ausbreitung des Tumors sowie Zustand des Patienten verschiedene Verfahren kombiniert oder nacheinander eingesetzt.

Behandlung nicht kleinzelliger Lungenkarzinome

Operation. Nicht kleinzellige Tumoren können mit einer Operation häufig geheilt werden, wenn sie noch keine Fernmetastasen gebildet haben und nur wenige oder noch gar keine Lymphknoten befallen sind. In diesem Fall überleben 40–70 % der Patienten die ersten 5 Jahre. Mögliche Operationen sind je nach Größe und Lage des Tumors die Entfernung eines einzelnen Lungenlappens (Lobektomie) oder einer ganzen Lungenhälfte (Pneumektomie). Natürlich sind diese Operationen nur möglich, wenn sichergestellt ist, dass die Restlunge den Körper nach der OP noch ausreichend mit Sauerstoff versorgen kann.

Strahlentherapie. Bei ausgedehnterem Lymphknotenbefall wird die Lunge etwa 4–5 Wochen nach der Operation bestrahlt. Diese adjuvante Strahlentherapie wird auch dann durchgeführt, wenn nach der Operation ein Resttumor in der Lunge verblieben ist. Einen wichtigen Stellenwert hat die Bestrahlung auch bei der palliativen Behandlung. Symptome wie Bluthusten, Luftnot, Hustenreiz oder Schmerzen lassen sich durch eine Bestrahlung deutlich lindern. Sie ist auch durchführbar, wenn der Zustand des Patienten sehr schlecht ist.

Chemotherapie. Eine Chemotherapie kann begleitend zu einer Operation oder Strahlenbehandlung oder auch als alleinige Behandlung infrage kommen. Die Entscheidung, welche Zytostatika-Kombination sinnvoll ist, hängt von der Ausdehnung des Tumors, dessen feingeweblicher Einordnung und dem Zustand des Patienten ab. Die adjuvante Chemotherapie beginnt 4–6 Wochen nach der Operation und besteht aus einer Cisplatin-haltigen Kombination. Die Kombinationspartner hängen vom gewählten Behandlungsprotokoll ab. Kombiniert wird Cisplatin mit einem Taxan (z. B. Docetaxel), einem Topoisomerase-II-Inhibitor wie Etoposid, einem Pyrimidin-Analogon (z. B. Gemcitabin) oder einem Inhibitor Folinsäure-abhängiger Enzyme wie Pemetrexed.

Zweitlinientherapie. Schreitet das Tumorwachstum trotz Chemotherapie fort, kann durch die Einnahme anderer Wirkstoffe wie Docetaxel, Nivolumab (monoklonaler Antikörper) oder sog. Tyrosinkinase-Inhibitoren wie Crizotinib der Überlebenszeitraum um bis zu 9 Monate verlängert werden.

Weitere Substanzen für die primäre, die adjuvante oder die mit Strahlentherapie kombinierte Chemotherapie sind z. B. monoklonale antiangiogenetische Antikörper, Vinca-Alkaloide oder Anti-PD1-Antikörper.

Palliative Behandlung. Sind bereits Fernmetastasen vorhanden oder Lymphknoten der anderen Lungenseite befallen, richten sich die ärztlichen Bemühungen vor allem darauf, dem Kranken mehr Lebenszeit bei möglichst guter Lebensqualität zu verschaffen.

Behandlung kleinzelliger Lungenkarzinome

Das kleinzellige Lungenkarzinom ist bei Diagnosestellung zumeist fortgeschritten und hat bereits Fernmetastasen gebildet. In diesen Fällen steht die palliative Therapie im Vordergrund.

Operation. Eine operative Tumorentfernung ist nur bei sehr kleinen Tumoren sinnvoll.

Strahlen- und Chemotherapie. Glücklicherweise sprechen kleinzellige Lungenkarzinome gut auf Chemotherapie und Strahlenbehandlung an. Für die Therapieplanung wird unterschieden zwischen:

  • Very limited disease (kleine Tumoren ohne Lymphknotenbefall): In diesem Stadium werden nur ca. 5% mit kleinzelligem Lungenkarzinom diagnostiziert. Hier kann eine rechtzeitige Operation Erfolg versprechend sein.
  • Limited disease (Befall einer Lungenhälfte mit oder ohne Lymphknotenbefall der gleichen Seite): In diesem Stadium wird etwa ein Drittel der Patienten mit einem kleinzelligen Lungenkarzinom diagnostiziert. Hier können auch Lymphknoten des Mittelfellraums und unterhalb des Schlüsselbeins befallen sein oder ein Pleuraerguss kann vorliegen.
  • Extensive disease (alle anderen Fälle, die weder very limited disease noch limited disease sind): In diesem Stadium werden 60–70 % der Patienten mit kleinzelligem Lungenkarzinom diagnostiziert.

Eine Chemotherapie wird beim kleinzelligen Lungenkarzinom immer mit einer Kombination aus verschiedenen Zytostatika durchgeführt. Es gibt viele Behandlungsprotokolle, deren Zusammensetzungen sich aufgrund neuer Therapiestudien häufig ändern.

Gängige Protokolle sind:

  • ACO-Protokoll (Adriamycin(Doxorubicin) + Cyclophosphamid + Vincristin)
  • CEV-Protokoll (Carboplatin + Etoposid + Vincristin)
  • PE-Protokoll (Cisplatin + Etoposid).

Meist sind 4–6 Zyklen Chemotherapie in dreiwöchigen Abständen erforderlich. Bei very limited disease kommt es in 40–70 % der Fälle zur Rückbildung des Tumors, in fortgeschrittenen Stadien allerdings nur in etwa 30 % der Fälle. Die höchsten 5-Jahres-Überlebensraten von 70 % hatten operierte Patienten mit adjuvanter Chemotherapie und zusätzlich prophylaktischer Schädelbestrahlung. Bei der limited disease wird nach Beendigung der Chemotherapie im Abstand von etwa 3–4 Wochen noch eine Bestrahlung durchgeführt. Hier liegt die 5-Jahres-Überlebenszeit bei etwa 20-40 %.

Weitere Substanzen in der Chemotherapie des kleinzelligen Lungenkarzinoms sind Topoisomerase-I-Inhibitoren (z. B. Irinotecan) und Stickstoff-Lost-Derivate (z. B. Bendamustin).

Sowohl nach vollständiger Tumorrückbildung als auch nach operativer Tumorentfernung wird der Schädel prophylaktisch bestrahlt, um mögliche Gehirnmetastasen zu erfassen. Ist die Chemotherapie nicht ausreichend wirksam oder müssen Komplikationen wie Atemnot, Bluthusten oder Schmerzen behandelt werden, lässt sich durch die Strahlentherapie Tumorgröße und Tumorwachstum zumindest vorübergehend verringern.

Behandlung von Sonderformen und Komplikationen

Pancoast-Tumor: Sonderform des Lungenkarzinoms in der Lungenspitze, der früh in benachbarte Rippen, Wirbel oder Nerven einwächst und deshalb auch als "Ausbrecherkrebs" bezeichnet wird. Der Patient bemerkt als Erstes oft Schmerzen in Schulter oder Arm, Missempfindungen im Arm oder hängende Augenlider. Zur Behandlung erfolgt früh eine Bestrahlung. Danach erfolgt die operative Entfernung des Tumors. Die Bestrahlung wird nach der Operation wiederholt.

Maligner Pleuraerguss (krebsbedingte Flüssigkeitsansammlung im Pleuraspalt): Verursacht der Pleuraerguss Luftnot oder ist die Ursache des Pleuraergusses noch nicht 100 % klar, muss er punktiert und abgesaugt werden; die entnommene Flüssigkeit wird im Labor mikroskopisch untersucht. Ist nach vollständiger Entfernung eines Ergusses bereits nach wenigen Tagen wieder ein Erguss nachweisbar und macht Beschwerden, kann mittels einer speziellen Therapie eine Verklebung der Pleurablätter (Pleurodese) durchgeführt werden. Hierzu wird zuerst mittels einer eingelegten Drainage die Flüssigkeit vollständig entfernt und dann mit speziellen Medikamenten (Tetrazyklin, Bleomycin oder Talkum) eine chemische bzw. entzündliche Reaktion zwischen den Pleurablättern ausgelöst – dadurch verkleben sie und der Erguss kann nicht mehr nachlaufen. Diese Methode ist in etwa 80 % der Fälle erfolgreich.

Vena-Cava-Superior-Syndrom: Bei diesem bedrohlichen Krankheitsbild engt der Krebs die obere Hohlvene (Vena cava superior) ein und der Blutabfluss wird behindert. Es kommt zur Schwellung von Arm oder Gesicht, zu Schwindel und Kopfschmerzen. Neben der raschen Einlage eines Stents zum Offenhalten des Blutgefäßes kann durch notfallmäßige Bestrahlung der Tumor verkleinert werden.

Knochenmetastasen: Für die Behandlung von Knochenmetastasen stehen mehrere Methoden zur Verfügung. Gegen Schmerzen und bei Frakturgefahr kommt die Bestrahlung zum Einsatz, pathologische Frakturen können operativ stabilisiert werden. Bei einer Hyperkalzämie werden Bisphosphonate verabreicht.

Hirnmetastasen: Siedeln sich Tumorzellen im Gehirn ab, kommt es zu zu Kopfschmerzen, Lähmungen, epileptischen Anfällen oder krankhafter Müdigkeit. Erstmaßnahme bei Beschwerden durch Hirnmetastasen ist die Gabe von Kortison. Danach ist eine Ganzhirnbestrahlung sinnvoll, evtl. aber auch die chirurgische Entfernung einzelner Metastasen oder die gezielte stereotaktische Bestrahlung.

Nebenwirkungen der Bestrahlungstherapie

Die Nebenwirkungen der Bestrahlung hängen vor allem davon ab, welcher Körperteil mit welcher Strahlendosis behandelt wird. Beim Lungenkarzinom können nach der Bestrahlung eine Herzbeutelentzündung, eine erhöhte Infektanfälligkeit, eine Pneumonitis (durch die Bestrahlung des Lungengewebes ausgelöste Entzündung), eine Lungenfibrose, Entzündungen der Speiseröhre (Ösophagitis) sowie Magenreizung mit Übelkeit und Müdigkeit auftreten. Veränderungen der bestrahlten Hautbereiche (trocken, gerötet und empfindlich) sind häufig zu beobachten. Bei trockener, empfindlicher Haut sind gute Hautpflegeprodukte mit niedrigem pH-Wert hilfreich. Eine strahlenbedingte Pneumonitis oder Lungenfibrose wird mit Kortison behandelt. Meist zeigt sich eine rasche Besserung.

Palliative Behandlung

Zur Linderung der Beschwerden und zur Lebensverlängerung kann der Tumor durch Laser-, Chemo- oder Strahlentherapie über Wochen bis Monate verkleinert werden. Spezielle Röhrchen aus Metall oder Silikon (Stents) können eingesetzt werden, um einen vollständigen Verschluss des Bronchus zu verhindern. In seltenen Fällen wird auch operiert. Es ist immer wichtig, die Vorteile einer Therapie (Gewinn an Lebenszeit, Linderung von Krankheitsbeschwerden) gegen die Nebenwirkungen und Risiken abzuwägen. Die Lebensqualität des Patienten sollte bei allen Therapien im Vordergrund stehen.

Verlaufskontrolle

Für die Patienten sind Verlaufskontrollen und die Nachsorge nach der Therapie wichtig. Komplikationen sollen frühzeitig erkannt und behandelt werden. Beschwerden können gelindert und Schmerzen durch konsequente und wirksame Therapie verhindert werden. Zur strukturierten Nachsorge innerhalb der ersten 5 Jahre nach Therapie gehören beim Lungenkarzinom die Anamnese und die körperliche Untersuchung sowie die Computertomografie des Brustraums 3, 6, 12, 18 und 24 Monate nach der Therapie und danach jährlich. Auch die Lungenfunktion wird in der Nachsorge überprüft, und zwar 3 und 6 Monate nach Therapie und danach bei Bedarf.

Prognose

Die Prognose hängt wesentlich von dem Stadium ab, in dem der Lungenkrebs diagnostiziert wurde, vom feingeweblichen Bau und von den Vorerkrankungen des Patienten. In sehr frühen Stadien eines nicht kleinzelligen Lungenkarzinoms, wenn noch keine Lymphknoten befallen sind, ist eine Heilung möglich, die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt bis zu 70 %. Kleinzellige Lungenkarzinome wachsen schnell und die Tumormasse verdoppelt sich in nur 55 Tagen. Aus diesem Grund befindet sich der Krebs in ~ 70 % der Fälle bei Diagnosestellung bereits in einem fortgeschrittenen Stadium und hat meistens schon Fernmetastasen gebildet; die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt dann lediglich 10 %.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Wählen Sie für eine eventuell bevorstehende Operation eine Lungenfachklinik oder eine Klinik, die viel Erfahrung mit Lungenkrebs-Operationen hat, die z. B. über eine Abteilung für Thorax-Chirurgie verfügt.

Wenn Chemotherapie oder Bestrahlung geplant ist, informieren Sie sich vorher über den Ablauf und die Wirkungsweise dieser Therapien. Gut informiert zu sein hilft Ihnen, Ihre Angst abzubauen.

Lebensführung. Versuchen Sie sich und Ihren Körper zu stärken, indem Sie Ihre Lebensführung verbessern. Stellen Sie Ihre Ernährung um, wenn Sie bisher viel Fleisch und zu wenig Gemüse gegessen haben, reduzieren Sie Ihren Alkoholkonsum - und klar: stellen Sie das Rauchen vollständig ein. Suchen Sie so oft wie möglich Erholung in der Natur und bewegen Sie sich dabei. Fahrradfahren ist ein wesentlich besseres Kreislauftraining als Spazierengehen. Viele Patienten profitieren auch von Entspannungstechniken. Suchen Sie das Gespräch - über den Krebsinformationsdienst können Sie beispielsweise für sich, aber auch für Ihre Angehörigen psychoonkologische Unterstützung in Ihrer Nähe finden.

Komplementärmedizin

Es gibt über 100 komplementärmedizinische Krebstherapien. Homöopathie, Traditionelle Chinesische Medizin, Ayurveda und Anthroposophie haben jeweils eigene Konzepte zur Tumortherapie. Von der Akupunktur kann eine Linderung unangenehmer Symptome erwartet werden, ohne dass der Krankheitsverlauf beeinflusst würde.

Weder die schulmedizinischen noch die komplementärmedizinischen Verfahren sollten pauschal verdammt oder in den Himmel gehoben werden – beide sollten ihre Erfolge nach nachvollziehbaren Kriterien messen lassen. Misstrauen ist immer dann angebracht, wenn

  • unrealistische Versprechungen gemacht werden (Heilung auf jeden Fall, bei den verschiedensten Tumoren und/oder ohne Nebenwirkungen)
  • dem (bisher) behandelnden Arzt nichts erzählt werden soll
  • schulmedizinische Therapien abgebrochen werden sollen
  • unter Zeitdruck entschieden werden soll
  • Vorleistungen erwartet werden – sei es der Glaube an den Heiler oder das Öffnen der Geldbörse.

Auch bei einer schweren Krankheit wie Krebs können Sie es sich leisten, einige Tage abzuwarten und eine zweite Meinung einzuholen. Das gilt besonders für teure Therapien, denn gerade dort besteht die Gefahr, dass die Gesundung des Patienten nicht im Vordergrund steht.

Prävention

IGeL. Weil vor allem Raucherinnen und Raucher lungenkrebsgefährdet sind, gibt es spezielle Selbstzahlerangebote zur Vorsorge (IGeL), so den Raucher-Check mit Blutuntersuchungen und - vor allem - eine CT des Brustraums. Der Nutzen dieser Vorsorgeuntersuchungen ist aber wissenschaftlich umstritten. Nach neueren Studien werden zwar mehr frühe Krebsfälle entdeckt, die Zahl zu spät entdeckter Lungenkrebse und der Todesfälle ändert sich jedoch nicht.

Weiterführende Informationen

  • www.info-lungenkrebs.de – Website des Pharmaunternehmens Roche GmbH, Grenzach-Wyhlen: Informativ, mit Themen rund um den Lungenkrebs, herkömmliche und neue Therapieansätze.
  • www.selbsthilfe-lungenkrebs.de – Website der Bundesweiten Selbsthilfegruppe für Lungenkrebs: Bietet Lexikon, das wichtige medizinische Fachbegriffe erklärt, Adressen und viele Links.
  • www.krebsinformationsdienst.de – bietet viele wichtige allgemeine Informationen zum Thema Krebs, spezielle zum Thema Lungenkrebs und Adressen für die psychoonkologische Unterstützung.
  • www.krebsdaten.de – Website des Zentrums für Krebsregisterdaten des Robert Koch-Instituts mit Daten zum Lungenkarzinom.

Schweinegrippe

Schweinegrippe ("neue" Influenza): Im Jahr 2009 zunächst in Mexiko aufgetretene Form der Influenza, bei der das Influenzavirus des Schweines auf den Menschen übertragen wurde. Inzwischen wurde nachgewiesen, dass ein aus dem Vietnamkrieg bekannter Grippeerreger dazu identisch ist. Durch Flugreisende verbreitete sich das Virus rasch weltweit.

Die Erkrankung

Die Übertragung des Schweinegrippevirus erfolgt überwiegend durch Tröpfcheninfektion beim Sprechen, Husten und Niesen. Daher helfen einfache Hygienemaßnahmen dabei, sich vor einer Infektion zu schützen, wie häufiges Händewaschen, die Verwendung von Papiertaschentüchern und häufiges Lüften.Die Symptome der durch einen Subtyp des Influenza-A-Virus H1N1 hervorgerufenen Schweinegrippe ähneln denen der jährlich im Winter auftretenden Grippe mit Fieber, Husten, Kopf- und Gliederschmerzen, Müdigkeit und Appetitlosigkeit, sind aber in aller Regel milder ausgeprägt. Todesfälle traten vor allem unter Menschen mit Vorerkrankungen und anderen Risikogruppen auf wie Schwangeren, Kleinkindern und älteren Menschen. In Deutschland wurden schwere Verläufe bislang nur bei Patienten mit Grunderkrankungen beobachtet.

Das macht der Arzt

Neben der symptomatischen Behandlung der Grippebeschwerden werden Neuraminidasehemmer (Oseltamivir und Zanamivir) eingesetzt, um den Krankheitsverlauf abzukürzen und die Schwere der Erkrankung zu reduzieren.

Vorsorge

Gegen die Schweinegrippe steht seit Oktober 2009 ein Impfstoff zur Verfügung. Die amtliche Ständige Impfkommission des Robert Koch-Instituts empfiehlt die Impfung in erster Linie für die oben genannten Risikogruppen (mit Ausnahme von Säuglingen) und Personen, die im Gesundheitswesen tätig sind. Der Nutzen der Impfung ist angesichts der geringen Pathogenität der Schweinegrippe dennoch umstritten.

Während der zahlreichen Impfungen gegen Schweingerippe im Frühjahr/Sommer 2010 hatte die schwedische Arzneimittelagentur (MPA) im August 2010 von Narkolepsiefällen berichtet, die zeitlich mit Pandemrix®-Impfungen gegen Schweinegrippe zusammenfielen. Weitere Untersuchungen ergaben aber keinen plausiblen kausalen Zusammenhang zwischen Narkolepsie und dem Schweinegrippen-Impfstoff.

Gegen Ansteckung helfen einfache Hygienemaßnahmen wie häufiges und gründliches Händewachen. Hautkontakt zu Erkrankten gilt es zu vermeiden. Bei Grippebeschwerden muss ein Arzt aufgesucht werden.

Tuberkulose

Tuberkulose (TBC, Tb, Schwindsucht): Chronische Infektionskrankheit durch die langsam wachsenden, aber extrem widerstandsfähigen Tuberkulosebakterien (Mycobacterium tuberculosis, TBC-Bakterien, "Tuberkelbakterien").

Weltweit ist die Tuberkulose die Infektionskrankheit mit den meisten Todesopfern. Sie ist v. a. in armen Ländern sehr verbreitet, ein Drittel der Weltbevölkerung gilt als infiziert. Im Jahr 2015 gab es laut WHO weltweit 10,4 Mio. Neuerkrankungen und 1,8 Mio. Todesfälle an Tuberkulose. In Deutschland wurden im Jahr 2016 knapp 6000 Tuberkulosen registriert, was einer Inzidenz von 7,2 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohnern entspricht. In 85 % ist die Tuberkulose auf die Lunge beschränkt, aber sie kann über Streuung der Bakterien jedes Organ befallen. Durch eine konsequente antibiotische Therapie über mind. 6 Monate sind 95 % der Betroffenen heilbar.

Symptome und Leitbeschwerden

Je nachdem, in welches Organ die Tuberkulosebakterien eingewandert sind, kommt es zu ganz unterschiedlichen Beschwerden. Am häufigsten ist jedoch die Lunge betroffen.

  • Mäßiges Fieber verbunden mit Nachtschweiß
  • Gewichtsverlust, Schwäche
  • Husten, Atemnot
  • Auswurf (evtl. leicht blutig).

Wann zum Arzt

Am gleichen Tag, wenn

  • es zu blutigem Auswurf kommt.

In den nächsten Tagen, wenn

  • Husten länger als 3 Wochen anhält und Fieber und Nachtschweiß auftreten.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Die Übertragung der Tuberkulosebakterien erfolgt durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch beim Husten, Sprechen oder Niesen. In einem schlecht gelüfteten Raum können die Bakterien 1–2 Tage überleben, aber verglichen mit anderen Erkrankungen ist die Ansteckungsfähigkeit der Tuberkuloseerreger gering. Für die Ausbreitung der Tuberkulose spielen schlechte soziale und hygienische Verhältnisse eine große Rolle. Mangelernährung und enges Zusammenleben von vielen Menschen auf kleinem Raum begünstigen die Verbreitung. Die Erkrankung betrifft deshalb hierzulande fast nur noch Obdachlose und Unterernährte, Menschen mit herabgesetzter Immunabwehr, Alkoholkranke, Drogenabhängige, ältere Menschen und Migranten aus Ländern mit vielen Tuberkulosekranken.

Im Durchschnitt hat ein unbehandelter Patient mit offener Tuberkulose innerhalb eines Jahres engeren Kontakt zu 100 Menschen und steckt davon etwa zehn Personen an. Bei welcher dieser 10 Personen eine Erkrankung ausbricht, hängt von der Menge der eingedrungenen Bakterien und der Immunabwehr des Infizierten ab. Bei Menschen mit intakter Immunabwehr grenzen die weißen Blutkörperchen die Tuberkulosebakterien mit einem Zellwall ein; sie bilden einen Lungenherd (Granulom). Auch die Tuberkulosebakterien, die in die Lymphwege gelangt sind, werden in den Lymphknoten von Immunzellen eingekreist. Lungenherd und Lymphknoten bilden zusammen den tuberkulösen Primärkomplex. Dieser kann vernarben und verkalken und bleibt im Röntgenbild lebenslang sichtbar.

In über 90 % der Fälle endet mit dem Primärkomplex die Erkrankung; der Infizierte hat keine Beschwerden.

Offene Tuberkulose. Nur bei 5–10 % der Infizierten überwinden die Tuberkulosebakterien ihre "Mauern", vermehren sich und breiten sich über die Lymphbahnen oder über das Blut im Körper aus. Der Primärkomplex kann aber auch erweichen und in die Atemwege einbrechen. So gelangen die Tuberkulosebakterien in die Ausatemluft: es handelt sich um eine offene Tuberkulose, die in die Umgebung streut; der Erkrankte ist ansteckend.

Ursachen und Risikofaktoren

Für die Ausbreitung der Tuberkulose spielen schlechte soziale und hygienische Verhältnisse eine große Rolle. Mangelernährung und enges Zusammenleben von vielen Menschen auf kleinem Raum begünstigen die Verbreitung. Die Erkrankung betrifft deshalb hierzulande fast nur noch Obdachlose und Unterernährte, Menschen mit herabgesetzter Immunabwehr, Alkoholkranke, Drogenabhängige, ältere Menschen und Migranten aus Ländern mit vielen Tuberkulosekranken.

Klinik

Die Symptome sind uncharakteristisch:

  • Husten
  • Ausgeprägte Schweißneigung
  • V. a. nachts erhöhte Temperaturen bis 38 °C
  • Schwäche, ständige Müdigkeit, geringe Belastbarkeit
  • Auswurf mit Blutauflagerungen.

Manchmal führen Appetitlosigkeit und Brechreiz zu massivem Gewichtsverlust, daher der deutsche Name "Schwindsucht".

Verlauf

Die Krankheitssymptome treten entweder gleich im Anschluss an die Erstinfektion auf (progressive Primärtuberkulose) oder erst viele Jahre später. Tuberkulosebakterien können Jahrzehnte in den Lungenherden überleben und wieder aktiv werden, wenn die Immunabwehr der Betroffenen geschwächt ist, z. B. durch eine chronische Allgemeinerkrankung, einen Tumor oder eine immunsuppressive Therapie (z. B. mit Kortison).

Die Streuung von Tuberkulosebakterien über das Blut kann viele Organe betreffen:

  • Die Gehirnhaut bei der Meningitis tuberculosa (tuberkulöse Hirnhautentzündung): Sie tritt typischerweise in den ersten 3 Monaten nach Erstinfektion auf. Fieber, Appetitlosigkeit, Kopfschmerz und Bewusstseinsstörungen sind mögliche Beschwerden.
  • Lunge, Gehirn, Leber, Milz, Nieren und Nebennieren bei der Miliartuberkulose. Es bilden sich kleine bis hirsekorngroße (milium = Hirsekorn) Herde in diesen Organen.
  • Die Harn- und Geschlechtsorgane bei der Urogenitaltuberkulose, die Jahrzehnte nach einem Primärinfekt auftreten kann: Tuberkulöse Knötchen entlang der Schleimhaut und im Nierengewebe führen durch Umbauvorgänge zu Harnleiterverengungen, Schrumpfung der Blase und Veränderungen der Nierenkelche und schließlich zur Zerstörung der Niere.

Diagnosesicherung

Eine Lungenentzündung, die nicht heilt, ungeklärtes Fieber, über Wochen anhaltender Husten, eine entsprechende Vorgeschichte des Patienten (Kontakt mit Infizierten, Aufenthalt in Ländern mit hohen Infektionszahlen) legen den Verdacht auf Tuberkulose nahe. Der Arzt wird klären, ob der Patient früher schon an Tuberkulose erkrankt war, die jetzt möglicherweise wieder aufflammt. Er fragt auch nach Tuberkulosefällen in der Familie oder im Bekanntenkreis.

Bei Erwachsenen und Kindern ab 6 Jahren wird heute der immunologische Interferon-Gamma-Test (IGRA = Interferon-Gamma-Release Assay) empfohlen. Diesen Test führt man anhand einer Blutprobe im Labor durch. Sofern das Immunsystem des Patienten Kontakt mit Tuberkulosebakterien hatte, setzen seine Abwehrzellen in der Blutprobe nach Zugabe von Tuberkulose-Antigenen Interferon-Gamma frei. Im Vergleich zum bisher gebräuchlichen Tuberkulin-Hauttest nach Mendel-Mantoux (Tuberkulintest) ist der Interferon Gamma-Test zuverlässiger und ist zudem unabhängig von einer stattgehabten Tuberkuloseimpfung (BCG-Impfung). Aufgrund der noch unzureichenden Datenlage wird bei Kleinkindern jedoch weiterhin initial der Tuberkulintest verwendet.

Der endgültige Erregernachweis erfolgt aus Sputum oder Bronchialsekret, oder, je nach Organbefall z. B. auch aus Magensaft oder Urin. Der schnelle mikroskopische Nachweis der Tuberkulosebakterien als sog. säurefeste Stäbchen ist bei einer Keimzahl von 103-104 Keimen/ml möglich. Die kulturelle Anzucht dauert dagegen selbst auf Spezialmedien mind. 2 Wochen.

Behandlung

Handelt es sich um eine Miliartuberkulose, ist ein rascher frühzeitiger Therapiebeginn wichtig.

Pharmakotherapie

Jede aktive Tuberkulose muss monatelang konsequent mit Tuberkulostatika behandelt werden. Dies sind speziell gegen Tuberkulosebakterien wirksame Antibiotika. Für die Therapie der Tuberkulose stehen sog. Erstrang- oder Standardmedikamente zur Verfügung. Dies sind Isoniazid, Rifampicin, Pyrazinamid, Ethambutol. Auf Basis der für Deutschland bekannten Resistenzsituation wird eine initiale Vierfachtherapie mit Isoniazid, Rifampicin, Pyrazinamid und Ethambutol empfohlen, die in der Regel 2 Monate dauert. Bisher erhalten Patienten die 4 Wirkstoffe einzeln als Tabletten. Inzwischen gibt es auch eine Tablette, die alle 4 Wirkstoffe in sich vereint und genauso gut wirkt. Wenn gegenüber den Erstrangmedikamenten eine Sensibilität nachweisbar ist, kann in Einzelfällen im weiteren Verlauf der zweimonatigen Initialphase auf Ethambutol verzichtet werden. In der nachfolgenden Stabilisierungsphase wird mit Isoniazid und Rifampicin bis zum Ende der 6-monatigen Gesamttherapiedauer weiterbehandelt.

Therapie bei Resistenzen. Greift die Standardtherapie nicht, ist von Resistenzen auszugehen. Dann wird versucht, aus Sputum oder einer Gewebeprobe isolierte Erreger zu kultivieren und zu prüfen, auf welche Reservemedikamente sie empfindlich sind. Diese sog. "Zweitrangmedikamente" sind injizierbare Aminoglykoside wie Streptomycin (von der WHO vom Erstrang- auf Zweitrangmedikament herabgestuft) oder Amikacin, Fluorchinolone wie Ofloxacin, Thioamide wie Protionamid, Serin-Derivate wie Cycloserin und Para-aminosalicylsäure. Von diesen Medikamenten muss zumeist eine Kombination aus 5–6 Präparaten eingenommen werden, und dies für bis zu 2 Jahre.

Therapie verschiedener Tuberkuloseformen

  • Lungentuberkulose: Standardtherapie bei Erwachsenen ist die 2-monatige Initialtherapie mit Isoniazid, Rifampicin, Pyrazinamid und Ethambutol, gefolgt von einer 4-monatigen Kontinuitätstherapie mit Isoniazid und Rifampicin.
  • Urogenital- und Abdominaltuberkulosen: Wenn ein klinisch eindeutiger Therapieerfolg nachweisbar ist, reicht eine 6-monatige Standardtherapie aus.
  • Knochen- und Gelenktuberkulosen: Die im Knochen und Gelenkknorpel von Isoniazid, Rifampicin und Pyrazinamid erreichten Konzentrationen sind ausreichend hoch, um den Patienten mit einer 6-monatigen Standardtherapie zu behandeln.
  • Tuberkulose des zentralen Nervensystems: Hier ist das Durchtrittsverhalten der Medikamente durch die Blut-Hirn-Schranke von Bedeutung. Während Isoniazid, Pyrazinamid und Protionamid immer eine ausreichend gute Durchtrittsrate zeigen, ist dies bei Rifampicin nicht der Fall. Ethambutol und Streptomycin durchdringen die Blut-Hirn-Schranke nur bei entzündlich veränderter Hirnhaut in ausreichender Menge und wirken daher nur zu Therapiebeginn. In Deutschland gilt als Standardtherapie die Behandlung mit Isoniazid, Rifampicin, Pyrazinamid und Streptomycin über 2 Monate, gefolgt von 10 Monaten nur noch mit Isoniazid und Rifampicin. Ist auch das Gehirn befallen wird für die ersten 3 Behandlungswochen zusätzlich ein Kortison wie z. B. Prednisolon eingesetzt.
  • MDR und XDR-Tuberkulose: Sind Tuberkulosebakterien unempfindlich, d. h. resistent gegen die Standardtherapeutika Isoniazid und Rifampicin, spricht man von einer MDR-Tuberkulose (MDR = Multi Drug Resistance). Wirkt dazu auch kein Medikament der Fluorchinolongruppe und mind. eines aus der Gruppe der Aminoglykoside nicht, liegt mit einer XDR-Tuberkulose (XDR = Extreme Drug Resistance) eine Infektion mit extremer Therapieresistenz vor. Für die Behandlung dieser resistenten Formen der Tuberkulose siehe oben unter "Therapie bei Resistenzen".

Kontrollen. Da Nebenwirkungen durch Tuberkulostatika häufig sind, müssen regelmäßig in 2- bis 4-wöchigen Abständen das Blutbild sowie Leber- und Nierenwerte kontrolliert werden. Bei der Einnahme von Ethambutol sind augenärztliche, bei Streptomycin ohrenärztliche Kontrollen angeraten. Zur Verbesserung der Verträglichkeit kann der Arzt ein Vitamin-B-Präparat verordnen. Die Erregerausscheidung wird ebenfalls regelmäßig kontrolliert. Wenn 3 negative Sputumproben vorliegen, darf ein Patient mit ehemals offener Tuberkulose wieder in die Öffentlichkeit. Röntgenkontrollen werden zunächst alle 4, dann alle 8 Wochen durchgeführt.

Hinweis: Braucht der Patient neben der Behandlung seiner Tuberkuloseinfektion eine gerinnungshemmende Therapie, muss der Arzt diese engmaschig kontrollieren: Tuberkulostatika ändern die Wirksamkeit von Gerinnungshemmern und vieler anderer Medikamente. Sie können auch die empfängnisverhütende Wirkung der Pille abschwächen.

Prognose

Die unkomplizierte Tuberkulose ist bei adäquater medikamentöser Behandlung heilbar. Je früher die Diagnose gestellt und mit der Therapie begonnen wird, desto besser sind die Heilungschancen. Schlechtere Aussichten auf Erfolg hat jedoch die Therapie bei Patienten mit Erregern, die komplizierte Resistenzmuster aufweisen.

Hygiene, Prävention und Früherkennung

Allgemeine Tuberkulosebekämpfung. Die Bekämpfung der Tuberkulose ruht in Deutschland auf 3 Säulen:

  • Erkrankte erkennen, d. h. unter Kontaktpersonen von Erkrankten und in Risikogruppen wie Obdachlosen, Migranten aus Ländern mit hoher Tuberkulose-Inzidenz oder Drogengebrauchern nach infizierten Personen suchen
  • Infektiöse Personen isolieren
  • Frühzeitig effektiv behandeln.

Hygiene im Krankenhaus. In der Klinik werden infektiöse Patienten in der Regel in einem Einbettzimmer mit guter Belüftung und eigener Nasszelle untergebracht. Der Kranke sollte niemanden anhusten, beim Husten ein Papiertuch vor Mund und Nase halten und dies in Spezialbehältern entsorgen. Bei Besuch oder beim Verlassen des Zimmers für diagnostische oder therapeutische Maßnahmen ist vom Patienten eine Mund-Nasen-Maske zu tragen. Besucher und Personal tragen Atemschutzmasken.

Hygiene in der häuslichen Umgebung. Ob ein als infektiös erachteter Tuberkulosepatient zu Hause behandelt werden darf, entscheiden Arzt, Gesundheitsamt und Patient gemeinsam. Dazu muss der Kranke kooperativ sein und die zuverlässige Medikamenteneinnahme gewährleisten. Der Patient darf im infektiösen Stadium keine öffentlichen Räume wie z.  B. einen Supermarkt oder Veranstaltungen aufsuchen. Er braucht einen eigenen, gut belüftbaren Schlafraum; eine separate Toilette ist auch bei Urogenitaltuberkulose nicht nötig. Hustenhygiene und Nasen-Mund-Masken sind wie im Krankenhaus zu beachten, infektiöses Sputum darf über die Toilette entsorgt werden. Das Infektionsrisiko durch potenziell kontaminierte Oberflächen wird als sehr gering eingeschätzt. In sehr seltenen Fällen kann eine desinfizierende Wischdesinfektion nötig sein. Immunsupprimierte und Kinder unter 5 Jahren sollten nicht im gleichen Haushalt leben. Ansonsten gelten für Kontaktpersonen während des infektiösen Stadiums die gleichen Regeln wie im Krankenhaus.

Dauer der Isolation. Die Dauer der Isolierung eines infektiösen Patienten ist eine individuelle Entscheidung, die vom behandelnden Arzt getroffen wird. In erster Linie wird dafür der mikroskopisch nachweisbare Rückgang der Erregerausscheidung im Sputum (3 negative Proben, sofern initial positiv) herangezogen. Daneben sind das klinische und radiologische Ansprechen auf die Therapie relevant. In der Regel beträgt die Dauer der nötigen Isolierung unter einer adäquaten Therapie etwa 3 Wochen. Für die Teilnahme am öffentlichen Leben wie Schulbesuch oder Gemeinschaftseinrichtungen benötigt der Erkrankte ein schriftliches Attest vom Arzt.

Impfungen. Als aktive Schutzimpfung gegen die Tuberkulose ist die sog. BCG-Impfung verfügbar. Ihre Wirkung gilt aber als unsicher, daher wird sie von der Ständigen Impfkommission (STIKO) nicht mehr empfohlen. Neue inhalative Impfungen befinden sich derzeit in der klinischen Entwicklung.

Chemoprophylaxe. Ziel einer Chemoprophylaxe ist es, nach Kontakt mit infektiösen Tuberkulosepatienten sowohl eine mögliche Infektion zu verhindern als auch eine noch nicht nachweisbare Infektion effektiv zu behandeln. Dies wird v. a. bei immungeschwächten Personen empfohlen. Nach negativem Interferon-Gamma-Test erfolgt die Prophylaxe mit Isoniazid für 8 Wochen. Dann wird erneut getestet. Bleibt der Test negativ und die Person beschwerdefrei, wird die Isoniazidtherapie beendet. Bei positivem Testergebnis wird die Therapie als präventive Chemotherapie über 9 Monate fortgesetzt.

Meldepflicht. Erkrankung und Tod an einer behandlungspflichtigen Tuberkulose sind meldepflichtig, ebenso wie Personen, die an einer Tuberkulose leiden und die Behandlung verweigern oder abbrechen.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst und Ihre Angehörige tun können

Therapietreue. Um die Krankheit möglichst sicher zu bekämpfen, werden Sie mit mehreren Medikamenten gleichzeitig behandelt. Sie sollten unbedingt alle Medikamente regelmäßig einnehmen, auch wenn Sie sich schon wieder besser fühlen. Wenn Sie die Krankheit nicht richtig bekämpfen, kommt es zu Resistenzen: Die Bakterien lernen in solchen Fällen, trotz der Tabletten zu überleben, und die Medikamente verlieren ihre Wirkung.

Hygiene. Beachten Sie strikt alle Hygieneregeln, das gilt im Besonderen auch für Angehörige und Kontaktpersonen. Wenn Sie zu Hause behandelt werden, versorgen Sie sich ausreichend mit Nase-Mund- und Atemschutzmasken.

Alkohol- und Nikotinverzicht. Alkohol und Nikotin fördern die Erkrankung. Versuchen Sie, das Rauchen und den Alkoholgenuss auf ein Minimum zu reduzieren und wenn möglich einzustellen.

Früh zum Arzt. Achten Sie auf Ihre Familienangehörigen, Ihren Freundeskreis und andere Kontaktpersonen. Sollten bei ihnen Husten, Fieber, Nachtschweiß oder andere Symptome einer möglichen Tuberkuloseinfektion auftreten, fördern Sie deren Arztbesuch.

Empfängnisverhütung. Tuberkulostatika ändern die Wirksamkeit der Pille. Sorgen Sie für eine sichere Empfängnisverhütung mit Hilfe anderer Kontrazeptiva.

Hinweis: Tuberkulostatika können den Urin und andere Körperflüssigkeiten orange färben.

Weiterführende Informationen

  • www.kbv.de – Informationen für Patienten zur Tuberkulose in 6 Sprachen bietet die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV)
  • www.aerzte-ohne-grenzen.de – Der Onlineauftritt der Organisation "Ärzte ohne Grenzen" hält wissenswerte Informationen mit Blick auf die weltweite Bedeutung der Tuberkulose vor. In der Suche "Tuberkulose" eingeben.

Vogelgrippe

Vogelgrippe (aviäre Influenza): Infektion durch die für Geflügel tödlichen Influenza-A-Viren vom Subtyp H5. Weltweit wurden bislang 100 Millionen Vögel und etwa 300 Menschen infiziert. Insbesondere Mitarbeiter von Geflügelbetrieben sind gefährdet. Für alle anderen Menschen ist die Gefahr einer Erkrankung bisher sehr gering. Ein direkter Kontakt zu allen verendeten Vögeln und Wildtieren sollte dennoch vermieden werden.

Die Erkrankung

Nach Kontakt mit den Erregern tritt im Erkrankungsfall nach 4 Tagen Fieber begleitet von Husten und Atemnot auf. Häufig folgen Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall. Die sich im weiteren Verlauf entwickelnde Lungenentzündung ist oft schwer und kann zum Tod führen.

Das macht der Arzt

Neben der symptomatischen Behandlung der Grippebeschwerden werden Neuraminidasehemmer (Oseltamivir und Zanamivir) eingesetzt, um den Krankheitsverlauf abzukürzen und die Schwere der Erkrankung zu reduzieren.

Vorsorge

Gegen Ansteckung helfen einfache Hygienemaßnahmen wie häufiges und gründliches Händewachen. Hautkontakt zu Erkrankten gilt es zu vermeiden. Bei Grippebeschwerden muss ein Arzt aufgesucht werden.

Zur Vermeidung der Vogelgrippe ist Verzicht auf Geflügelfleisch nicht erforderlich, da das Virus sehr hitzeempfindlich ist und beim Erhitzen des Fleisches rasch abgetötet wird.

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